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Juni 2010

Gussmedaille, Silber und Bronze, 86 mm

Theodor von Gosen, Breslau, 1926

Universitätsarchiv München, Kustodie-D-0004

 

 

Die Vorderseite der Medaille, der so genannte Avers, zeigt Pallas Athene mit Helm und Schild zwischen den beiden Jahreszahlen „1826“ und „1926“. In ihrer rechten Hand hält die griechische Göttin ein Bündel Blitze zum Wurf bereit. Sie steht erhöht auf einem Postament vor einer Silhouette, die durch die Türme der Frauenkirche und von St. Peter als die Münchens zu identifizieren ist. Über den Konturen der Stadt prangt ein Strahlenkranz. Die Umschrift am Rand der Medaille lautet: „UNIVERSITAS LITTERARUM LUDOVICO MAXIMILIANEA“.

 

Die Rückseite, der Revers, trägt die Darstellung eines Brunnens sowie die Datumsangabe „27. XI. 1926“. Am Fuße des Brunnens vollführen stilisierte Gestalten ausgreifende Bewegungen. An der Spitze des Brunnens steht eine Figur mit einem Kranz und einem Zweig in Händen.  Die Umschrift am Rand der Medaille besagt: „POST SAECULUM JUBILANS“

 

Die beschriebene Medaille stammt von Theodor von Gosen, der unten auf dem Avers seine Signatur angebracht hat. Der 1873 geborene Augsburger besuchte von 1892 bis 1899 die Bildhauerklasse von Wilhelm von Rümann an der Münchner Akademie der bildenden Künste. 1905 folgte er einem Ruf an die Königliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, wo er als Lehrer für Bauplastik und Skulptur unterrichtete. Gosen starb 1943 und fand seine letzte Ruhestätte auf der Fraueninsel im Chiemsee.

 

Bei seinem Münchner Auftrag 1926 wählte Gosen ein allegorisches Bildprogramm. Dies gilt nicht nur für die Vorderseite der Medaille, wo Pallas Athene als personifizierte Förderin und Hüterin der Wissenschaften über München thront und die Stadt erstrahlen, gleichsam „leuchten“ lässt. Auch die Rückseite zeigt kein reales Abbild Münchner Wirklichkeit, obwohl man das Motiv auf den ersten Blick für einen der Brunnen halten mag, die auf dem Platz vor dem Hauptgebäude der LMU stehen. Zu keiner Zeit aber trugen die Münchner Brunnen, die Vorbildern auf dem Petersplatz in Rom nachempfunden wurden, diese Sockelform oder eine derartige bekrönende Gestalt. Vielmehr dürfte der Brunnen auf der Medaille als eine Quelle der Weisheit oder Gelehrsamkeit zu verstehen sein, bekrönt von einer Ruhm versprechenden Gestalt.

 

In Gosens Oeuvre steht die Medaille gleichberechtigt neben der Großplastik. Alle Medaillen von Gosen, der an der Breslauer Akademie auch die Werkstätten für Metallguss und Metallbearbeitung leitete, sind nicht im Prägeverfahren hergestellt, sondern aus Metall gegossen. Viele zeigen auf dem Avers ein Porträt im Profil. Während diese Stücke zum Gedenken an die Dargestellten entstanden, übernahm Gosen eben auch Aufträge für Medaillen zu besonderen Anlässen. Das Themenfeld Universität war ihm bei der Konzipierung der Münchner Medaille nicht fremd. 1911 bereits hatte ihn die Universität Breslau anlässlich ihres 100. Gründungstages mit der Anfertigung einer Gedenkmedaille betraut.

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Rückseite der Medaille

MM

 

 

Literaturauswahl

 

Dziallas, Paul: Theodor von Gosen. Das Medaillenwerk, München 1971.

 

Gosen, Markus von / Lossow, Hubertus (Hrsg.): Der Bildhauer Theodor von Gosen 1873-1943, München 1979.

 

Müller-Hofstede, Cornelius: Theodor von Gosen, Breslau, in seinen neuen Arbeiten, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 83 (1941), S. 176-180.

 

Sakwerda, Jan (Bearb.): Theodor von Gosen. Medale / Medaillen, Warschau 1993 (Ausstellungskatalog Warschau 1993/94, Ratingen-Hösel 1994).

 


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