Universitätsarchiv
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Juni 2011

Die Ludwig-Maximilians-Universität besitzt eine weit zurückreichende Geschichte, lange Tradition und anerkannte Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in bildlichen und künstlerischen Dokumenten wider. Anders als bei manch anderer Hochschule konnte sich in München allerdings nie eine Tradition der Rektorporträtierung etablieren. Der höchste Repräsentant der LMU wurde nur vereinzelt porträtiert. Umso bedeutsamer nehmen sich die wenigen Münchner Beispiele aus, die größtenteils im Universitätsarchiv aufbewahrt werden.  

Vom 1. Juni bis 17. Oktober 2011 präsentiert die UniGalerieLMU in der Sonderausstellung „Die Herren der Kette“ die Rektorenporträts an der LMU erstmals vereint der Öffentlichkeit. Das Projekt, erarbeitet von Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Universitätsarchiv, beleuchtet damit einen bislang unbeachteten, jedoch bemerkenswerten Bestand Münchner Universitätsgeschichte.

Dort zu sehen ist auch das Porträt Hermann Ritter von Grauerts von der Hand Gebhard Fugels. Es ist das älteste Rektorenbildnis der Ausstellung. Zugleich ist es zweifellos eines der kunstvollsten. Man merkt die Meisterschaft des Malers, Wesen und Erscheinung eines Dargestellten in Öl bannen zu können. Es verwundert nicht, dass Fugel zu seiner Zeit hochgestellte Persönlichkeiten wie König Ludwig III. von Bayern Modell saßen. Schwerpunkt seines künstlerischen Wirkens war jedoch die christliche Ikonographie. 1893 gründete Fugel mit gleichgesinnten Kollegen die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, die bis heute zeitgenössische Kunst und ihre Wertschätzung als schöpferische Lebensgestaltung im christlichen Lebensraum fördert. Fugel selbst stattete quer über das damalige Deutsche Reich verteilt Kirchen mit Wand- und Altarbildern aus, darunter auch St. Joseph in München, unweit des Wohnsitzes der Familie Grauert in der Tengstraße. Gewisse Bekanntheit unter Fugels Werken besitzt gegenwärtig allerdings nur noch das Jerusalem-Panorama in Altötting aus den Jahren 1902-03. 

Wie im Oeuvre des Malers spielte auch in Leben und Wirken des dargestellten Rektors der katholische Glaube eine gewichtige Rolle. Hermann Ritter von Grauert zählte zu einem Kreis katholischer Historiker, die nach der Kulturkampfzeit die Integration der Katholiken in das Deutsche Reich zu befördern suchten, ohne dabei die eigene katholische Identität preiszugeben. Fast 40 Jahre engagierte sich Grauert in der Görres-Gesellschaft, so als Redakteur des Historischen Jahrbuchs oder ab 1919 als Präsident besagter Wissenschaftsgesellschaft. Zeit seines Lebens erhielt Grauert zahlreiche hochrangige Ehrungen und Mitgliedschaften angedient. An dieser Stelle sei speziell die Ehrenmitgliedschaft der katholischen Studentenverbindung Saxonia-München hervorgehoben, da diese auch Fugel innehatte. An der LMU wirkte Grauert in Lehre, Forschung und Führungspositionen – er war dreimal Dekan und im Kriegsjahr 1915/16 Rektor. Nicht zu vergessen sind schließlich Grauerts Verdienste als Vorstand des Münchner Universitätsarchivs.

Hermann von Grauerts Rektorporträt befand sich über Jahrzehnte in Familienbesitz, bevor es durch eine Schenkung von Frl. Elisabeth Grauert, der Tochter des Dargestellten, ins Universitätsarchiv gelangte. Gemeinsam mit einer Büste ihres Vaters befindet sich das Gemälde heute an Grauerts einstigem Wirkungsort im Vorstandszimmer und hält die Erinnerung an ihn lebendig.

MM

Literatur:

ZILS, W.: Geistiges und Künstlerisches München in Selbstbiographien, München 1913, S. 117-124 [Grauert]

FRENKEN, Ansgar: Grauert, Hermann (von), in: BBKL 30 (2009), Sp. 518-522

ROTHES, Walter: Gebhard Fugel, Bonn 1929

MEMMEL, M. / WIMBÖCK, G. (Hrsg.): Die Herren der Kette – Rektorenporträts an der LMU, München 2011 [Katalogbroschüre, in der UniGalerieLMU kostenlos erhältlich]


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