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August 2013

Forstakten aus dem Bestand „Verwaltungsausschuß der LMU“

Aktenstück

UAM, VA B IV, Fasc.7: aus dem Teilbestand des Verwaltungsausschusses zur universitätseigenen Forstverwaltung

Wenn die Sommerhitze die Menschen scharenweise an Strände und Seen treibt, suchen manche lieber den Schatten des heimischen Waldes auf. Ihren Angehörigen kann die LMU sogar einen „hauseigenen“ Wald für solche Form der Erholung anbieten. Zumindest bot zeitweise die in Unterlippach bei Landshut residierende universitätseigene Forstverwaltung Waldspiele im Ferienprogramm ihrer Gemeinde an. – Zur Füllung des Sommerloches nehmen wir deshalb heute einmal ein ganz schlichtes Aktenstück aus dem Bestand „Verwaltungsausschuss“, das einen besonderen Teil unserer universitätseigenen Vermögensverwaltung repräsentiert: die Verwaltung der Universitätsforsten der LMU.

Nahe Landshut hat die LMU auch heute noch einen erheblichen Besitz an Wald, den sog. Universitäts- oder auch Stiftungswald genannt. Schon zu Beginn ihrer Existenz im 15. Jahrhundert besaß die Hohe Schule zu Ingolstadt nennenswerten Waldbesitz vor allem in der Nähe von Aichach, dessen Erträge in die Finanzierung der Landesuniversität flossen. Den Höchststand ihres Waldbesitzes dürfte die LMU wohl kurz nach 1800 erreicht haben, als ihr, nun mit Sitz in Landshut, 1802/1803 ganz erhebliche Waldungen aus dem Besitz des Landshuter Dominikanerklosters und des Seligenthaler Klosters als Säkularisationsgut zuflossen. Seit 1815 hatte dann auch der damals zur Vermögens-Selbstverwaltung der Universität gegründete Verwaltungsausschuß (der in der heute noch Vielen bekannten „Haushaltskommission“ mündete) reichlich Beschäftigung mit der Verwaltung eben dieser Forstgüter – unsere alten Universitäten waren eben schon zu allen Zeiten auch Unternehmer gewesen.

Urkunden und Kaufbriefe

UAM, VA B IV; Urkunden/ Kaufbriefe des 16.-18.Jahrhunderts zum frühen Waldbesitz der Ingolstädter Universität

Allein der Zuwachs der Seligenthaler Waldungen hatte seinerzeit einen Wert von über 66.000 fl. Insgesamt hatte die Universität durch die Säkularisation über 2.800 Tagwerk Wald dazu erhalten. Auch wenn dieser Besitz schon bald wieder durch Tausch und Verkäufe zu schrumpfen begann (zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Wald in „öffentlicher Hand“ nicht sonderlich gut zu bewirtschaften), erforderte er einen beträchtlichen Verwaltungsaufwand, welcher jeweils von einem einschlägigen Professor innerhalb des Verwaltungsauschusses im Nebenamte zu leisten war. Einer von Ihnen war etwa Vinzenz Schüpfer, welcher beide Aufgaben – die des Verwalters und die des Forschers und Lehrers – aufs Beste zu verknüpfen wußte und dessen Arbeiten zur Forstbetriebslehre einen herausragenden Ruf genossen. Aus seinem Nachlaß stammt auch die hier abgebildete (geländetaugliche) Faltkarte zu einem der Waldstücke der LMU.

Faltkarte offen

 UAM, Nachlaß 006/4, Vinzenz Schüpfer, Faltkarte der Universitätsforsten bei Landshut, 1925

Die Universität wäre keine Anstalt höherer Bildung, würde sie den Universitätswald allein für wirtschaftliche Zwecke nutzen: gemeint ist nun dezidiert nicht der Erholungswert des Waldes, sondern dessen nutzbringende Einbindung in die hauseigene Forschung und Lehre – der Wald als Laboratorium also. Jedenfalls war dies so bis zum Jahre 1999. In jenem Jahr verlor die LMU, nach zweijährigem Kampf, ihre noch 1971 eigens gegründete Forstwissenschaftliche Fakultät in Weihenstephan an die Technische Universität München – weshalb heute noch im Vorlesungsverzeichnis der LMU die Fakultätsnummer 6 vakant ist.

Bis dahin hatte die forstwissenschaftliche Ausbildung und Forschung schon eine lange Tradition an unserer Universität entwickelt: Von den ersten Anfängen am Ende des 18. Jahrhunderts, noch in Ingolstadt bei den Kameralwissenschaften versteckt, dann in Landshut in der Sektion der „Besonderen Wissenschaften“ angesiedelt, und später in München (wechselnd in Konkurrenz mit oder zeitweise als Ersatz für die Forstwissenschaftliche Hochschule in Aschaffenburg) in der Staatswirtschaftlichen Fakultät beheimatete – in „Spitzenzeiten“ mit bis zu 11 eigenen Instituten zur Forstwissenschaft. Und von 1971 bis 1999 existierten die Forstwissenschaften an der LMU dann eben als eigenständige Fakultät.

Fleißige Zeitungsleser erinnern sich jetzt vielleicht an die Auseinandersetzungen der letzten Monate zwischen TUM und LMU, bei denen es um die Nutzung des LMU-Waldes durch die Forststudenten der TUM geht: In diesem Streit hat die LMU also zumindest die weitaus älteren Argumente auf ihrer Seite…

WS

Literatur:

Churfürstliches Regierungsblatt für 1802 (Sp. 305-308)

Hubert von Pechmann: Geschichte der Staatswirtschaftlichen Fakultät, in: Boehm/ Spörl, Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten, Erster Band, Berlin 1972, S. 127-183

Vinzenz Schüpfer: Geschichte des Waldbesitzes der Universität München, in: Forstwirtschaftliches Centralblatt 52 (1930), S. 50 ff.

Klara Wallenreiter: Die Vermögensverwaltung der Universität Landshut-München, Berlin 1971, S. 34 f.


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