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Oktober 2013

Porträt Georg Waitz nach einer Vorlage von Ludwig Knaus, 1883, Kustodie-E-0078

Die bayerische Regierung hätte ihn gerne an die Ludwig-Maximilians-Universität geholt, doch Georg Waitz (1813-1886) folgte 1852 einem entsprechenden Ruf nicht. Als Professor lehrte der Historiker und Präsident der Monumenta Germaniae Historica nie in München. Zumindest sein Porträt gelangte jedoch an das Münchner Historische Seminar, wie ein Besitzvermerk auf der Rückseite unseres Stücks des Monats verrät. Heute befindet sich die gerahmte Graphik im Universitätsarchiv.

Das Porträt zeigt Waitz als stehende Halbfigur. Die eine Hand steckt in der Tasche seines Rocks, die Finger der anderen Hand umspielen das Band, an dem Waitz‘ Augengläser befestigt sind. Als gesetzter Gelehrter blickt der Dargestellte mit leicht geneigtem Kopf den Betrachter aufmerksam an.

Waitz publizierte als Resultat reger Forschertätigkeit ein weites Spektrum an Abhandlungen und Quelleneditionen zur deutschen Geschichte. Darunter befanden sich, nicht unüblich für die Herangehensweise der damaligen deutschen Geschichtswissenschaft, breit angelegte Grundlagenwerke wie eine achtbändige „Deutsche Verfassungsgeschichte“ oder, in Fortsetzung der Arbeiten von Friedrich Christoph Dahlmann, eine „Quellenkunde zur deutschen Geschichte“.

Dieser so genannte „Dahlmann-Waitz“ listete seinerzeit rund 3000 Titel – d.h. Quellen und Darstellungen zur deutschen Geschichte – auf und liegt aktuell in einer vielfach ergänzten zehnten Auflage vor. Deren Überarbeitung dauerte rund drei Jahrzehnte und war 1998 beendet. Unschwer ist an diesen Daten auszumachen, dass gedruckten Bibliographien wie dem „Dahlmann-Waitz“ heutzutage in der Gestalt von Online-Datenbanken eine überlegene Konkurrenz erwachsen ist. Welch mühsame Aufgabe die Kompilation von Quellenmaterial und Literatur zur Zeit von Waitz noch gewesen ist und wie anders sie vollführt werden musste, gerät bei der virtuellen Suche per Mausklick indes allzu leicht in Vergessenheit.

„Vergessenheit“ ist ein Stichwort, das noch einmal direkt zurück zu unserem Stück des Monats führt. Die Vorlage für unsere Druckgraphik stammt von Ludwig Knaus (1829-1910). Dieser schuf neben Porträts wie von Waitz, Hermann von Helmholtz oder Theodor Mommsen vor allem Genregemälde, die ihn zu einem der populärsten deutschen Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten. Erst infolge neuer Maximen, wie die Kunst mit der Wirklichkeit umzugehen habe, geriet Ludwig Knaus zu Beginn der Klassischen Moderne dann auf ein Abstellgleis und schließlich weitgehend in Vergessenheit.

Auf dem Höhepunkt seines Schaffens aber zählte Ludwig Knaus zu denjenigen Männern seiner Zeit, „die sich durch weit verbreitete Anerkennung ihrer Verdienste […] einen ausgezeichneten Namen erworben haben“. So nahm ihn 1873 der preußische Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste in seinen Kreis von 30 Ordensträgern auf. Georg Waitz folgte Knaus hierin erst 1885 und damit zwei Jahre, nachdem Georg Waitz aus Anlass seines 70. Geburtstags Ludwig Knaus für die Vorlage unseres Stücks des Monats Modell gestanden hatte.

MM

Literatur:

Grauert, Hermann von: Nekrolog Georg Waitz, in: Historisches Jahrbuch 8 (1887), S. 48-100.

Weigand, Katharina (Hrsg.): Münchner Historiker zwischen Politik und Wissenschaft. 150 Jahre Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2010.

Schmidt, Heinz Ulrich (Hrsg.): Ludwig Knaus 1829-1910, Hanau 1979.

Satzung des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste von 1842 (hieraus obiges Zitat) und Mitgliederverzeichnis


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