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Juni 2014

Wilhelm Wien 1925

Zwei Kreidelithographien von Emil Stumpp

UAM, Kustodie-E-0064 und 0065

Daß es sich auch für Archive lohnt, neben den Aktenbeständen weiteres Sammlungsgut zu erwerben und zu pflegen, das soll unser Stück des Monats Juni mit einer ausdrucksstarken Kreidelithographie beweisen, welche den Physik-Nobelpreisträger Wilhelm Wien porträtiert.

Wilhelm Wien gehört zu jenen Nobelpreisträgern, die auch an der LMU gelehrt hatten: Als ordentlicher Professor für Experimentalphysik war er 1920 an die Münchner Universität berufen worden und lehrte und forschte dort bis zu seinem überraschenden Tod im August 1928.

Geboren 1864 im ostpreußischen Samland, studierte er in Göttingen und Berlin Physik, arbeitete bei Hermann Helmholtz, promovierte 1886, wurde Assistent bei Helmholtz in dessen Physikalisch-Technischer Reichsanstalt, um sich dann 1892 an der Berliner Universität zu habilitieren. Es folgten Jahre an der RWTH in Aachen, ein Ruf 1899 nach Giessen, bis er bereits im Jahre 1900 an der Universität Würzburg die Nachfolge Conrad Röntgens antrat, welcher selbst einem Ruf nach München gefolgt war. In dieser Zeit, 1911, erhielt Wien für seine Forschungen zur Wärmestrahlung den Nobelpreis für Physik.

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Wilhelm Wien 1911

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Und noch einmal trat Wien die Nachfolge Röntgens an: 1920 folgte er einem Ruf nach München auf dessen Lehrstuhl an unserer Universität.

In Wilhelm Wiens Münchner Zeit entstanden die beiden hier gezeigten Lithographien, die 1925 von Emil Stumpp gefertigt worden waren. Stumpp gilt als einer der bekanntesten Pressezeichner der Weimarer Republik, von dem eine große Zahl an Skizzen und Porträts von Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben im Emil-Stumpp-Archiv in Gelnhausen überliefert sind. Aus diesem Bestand stammen auch die beiden hier gezeigten Erwerbungen des UAM. Zu den Besonderheiten der Stumppschen Porträts gehörte übrigens die Eigenart des Künstlers, die Werke nicht nur selbst, sondern auch von den Porträtierten mit signieren zu lassen – schauen Sie genau hin!

Stumpps Kunst allerdings wurde ihm 1933 unmittelbar zum Verhängnis, als er ein Auftragsporträt anläßlich des Geburtstages von Adolf Hitler unübersehbar zu einer bissigen Karikatur desselben werden ließ: Stumpp erhielt umgehend Berufsverbot, und letztendlich kostete ihn seine auch weiterhin unverhohlen kritische Haltung zum NS-Regime das Leben: 1941 starb er, 55-jährig, in Westpreußen während einer einjährigen Haft.

Keineswegs Karikatur sind die beiden Porträts von Wilhelm Wien. Dieser wurde von seinen Zeitgenossen als sehr sensibler und zurückhaltender Mensch beschrieben, den zu erobern von seinen Mitmenschen meist recht viel Fingerspitzengefühl erforderte. Solches hatte Werner Heisenberg wohl nicht vorweisen können, als er 1922 seine Doktorprüfung nicht nur bei seinem Lehrer Arnold Sommerfeld, sondern auch bei dessen Kollegen Wien ablegen mußte: Letzterer hätte Heisenberg glatt durchfallen lassen, wären seine Leistungen bei Sommerfeld nicht als besser anerkannt worden. Gut gelaufen, muß man da wohl im Rückblick konstatieren, denn 1932 wurde auch Heisenberg in den Kreis der Nobelpreisträger für Physik aufgenommen. Das aber hatte Wilhelm Wien ja nicht mehr erlebt.

Übrigens: Neben Röntgen, Wien und Heisenberg darf die LMU noch eine stattliche Anzahl weiterer Nobelpreisträger auflisten, welche hier gelernt und gelehrt haben! Schauen Sie doch ´mal rein:

http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/auszeichnungen/nobelpreisliste/index.html

WS

Links:

http://www.uniarchiv.uni-wuerzburg.de/aus_der_universitaetsgeschichte/geschichte_und_geschichten/wilhelm_wien_100_jahre_nobelpreis_fuer_physik/

http://www.emil-stumpp.de/


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