Universitätsarchiv
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Februar 2017

Schreiben des K. Universitäts-Bauamtes an den Verwaltungs-Ausschuß der K. Ludwig-Maximilians-Universität und des Herzogl. Georg. Priesterseminars zu München, 12.5.1918

UAM, VA E 36

Am 12. Juni 1912 hatte der Akademische Senat der LMU beschlossen, ein Universitätsmuseum auf den Weg zu bringen. Die Anregung hierfür ging vom damaligen Rektor, dem Theologen Prof. Dr. Alois Knöpfler, aus. Weil aber zum damaligen Zeitpunkt einerseits das Universitäts-Bauamt bereits mit großen Baumaßnahmen beschäftigt war (Bauarbeiten am Georgianum sowie Neubau der Universitäts-Frauenklinik) und andererseits das für ein Museum benötigte Geld fehlte, einigte man sich wenige Wochen später, im Juli 1912, darauf, erst im Frühjahr 1913 mit der konkreten Planung zu beginnen. Das bedeutete, daß man 1913 zumindest innerhalb der Universität versuchte zu eruieren, welche Gegenstände als Ausstellungsstücke in Betracht kämen. Anschließend verhinderte jedoch der Kriegsausbruch im Sommer 1914, daß man sich tatsächlich daran machte, die Einrichtung eines Universitätsmuseums in Angriff zu nehmen.

Erstaunen mag freilich, daß noch während des Ersten Weltkrieges, im Mai 1918, Theodor Kollmann vom Universitäts-Bauamt eine Art von Memorandum für den Verwaltungs­Ausschuß der LMU verfaßte, offensichtlich um die stockende Angelegenheit wieder in Gang zu bringen. Zuerst wandte er sich hierin den Museumsgegenständen zu, wobei er besonderen Wert darauf legte, vor dem Aufbau einer reinen "Raritätensammlung" zu warnen. Er plädierte dafür, Exponate "mit Inhaltswerten" im beabsichtigten Museum zu präsentieren, "in erster Linie also Gegenstände, welche alle in einer geschichtlichen Beziehung zur Universität stehen."

Als zweiten Punkt behandelte Kollmann das Problem, wo denn ein solches Universitätsmuseum unterzubringen sei. Er riet davon ab, einen "nüchternen Hörsaal" in Betracht zu ziehen, sondern wünschte sich statt dessen "mehrere Räume von verschiedener Grundrißform und Größe, von verschiedener Höhe und von verschiedener Beleuchtung, geeignet die Wirkung der aufzunehmenden Sammlungsgegenstände zu steigern". Das bedeutete, daß – gemäß dem damaligen Stil und Geschmack der Zeit – "kirchliche" Gegenstände wie Kelche und Kruzifixe in einem sakral anmutenden Raum, die Münzsammlung aber in einem kleinen niedrigen Münzkabinett gezeigt werden sollten.

Besonderen Wert legte Kollmann aber darauf, daß sich dieses Museum nicht in eine "tote" Sammlung verwandeln dürfe. Er plädierte dafür, daß "die Gegenstände [...] in ständiger Fühlung mit dem Leben" bleiben sollten. Das bedeutete, etwa die bereits erwähnten Kelche und Kruzifixe für universitäre Festgottesdienste temporär aus dem Museum herauszuholen und zu benutzen. Das "Museum soll leben, es soll möglichst jederzeit zugänglich sein und soll neben den Gästen der Universität auch allen Studierenden Einblick gewähren in die Geschichte der Universität."

Abschließend wurde in diesem Memorandum aufgelistet, was kurzfristig zu tun sei angesichts des noch immer nicht beendeten Krieges. Denn angesichts der Zeitumstände war an eine sofortige Realisierung des gewünschten und längst beschlossenen Universitätsmuseums nicht zu denken. Kollmanns Agenda war daher von großem Pragmatismus geprägt: "Es wird sich zunächst nur darum handeln, die wertvollen Gegenstände an einem sicheren Ort zu magazinieren, um zu verhindern, daß dieselben zerstreut werden und teilweise verloren gehen. Als geeignetsten Raum möchte ich das im Erdgeschoß gelegene Archiv [der Universität] in Vorschlag bringen." Eine besondere Rolle spielte bei dieser Empfehlung, daß "die nötigen Sicherungen an den Türen" des Archivs bereits vorhanden waren.

Daß es trotz dieser Initiative in den folgenden Jahren nicht gelingen sollte, an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ein Universitätsmuseum ins Leben zu rufen, das ist freilich eine andere Geschichte.

SdM02_17_1_k SdM02_17_2_k SdM02_17_3_k SdM02_17_4_k SdM02_17_5_k

 

KW

 

Literatur:

aviso, Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern, Heft I /2016: Dingwelten - Universitäten als Sammler.

Bodo von Borries: Präsentation und Rezeption von Geschichte im Museum; in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 48 (1997), S. 337-343.

Barbara ChristophI, Günter Dippold (Hrsg.): Geschichte im Museum – Objekte und Konstrukte; Bayreuth 2012.

Olaf Hartung: Kleine deutsche Museumsgeschichte. Von der Aufklärung bis zum frühen 20. Jahrhundert; Köln, Weimar, Wien 2010.

Walter Hochreiter: Vom Musentempel zum Lernort. Zur Sozialgeschichte deutscher Museen1800-1914; Darmstadt 1994.

Krzysztof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln; Berlin 1998.

Anna Schober: Montierte Geschichte. Programmatisch inszenierte historische Ausstellungen; Wien 1994.


Servicebereich