Universitätsarchiv
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Geschichte

Die Geschichte des Universitätsarchivs reicht zurück bis ins Jahr 1497. Damals wurde im Alten Kolleg der Universität Ingolstadt ein Hörsaal, vermutlich im zweiten Stock, durch eine Trennwand geteilt. Das neu entstandene Zimmer diente fortan als Lagerraum für das Schriftgut und die Wertgegenstände von Rektorat und Senat sowie der Artistenfakultät; trotz räumlicher Vereinigung wurden die Bestände beider Institutionen weiterhin als separate Archive betrachtet. Somit konnten erstmals die Urkunden, Akten und weitere wichtige Objekte aus 25 Jahren Universitätsgeschichte, also seit deren Gründung 1472, angemessen aufbewahrt werden. 1564 verlegte man den Archivraum, nachdem inzwischen der Jesuiten-Orden bedeutenden Einfluss auf die Hochschule gewonnen und sich räumlich im Gebäude ausgebreitet hatte, ins Erdgeschoss, wo er bis zum Umzug der Universität nach Landshut (1800) bleiben sollte.

Für die ersten Jahrhunderte der Hochschule wäre es falsch, sich ein einziges, umfassendes Universitätsarchiv vorzustellen. Vielmehr existierten lange Zeit verschiedene Archive und Registraturen nebeneinander: das Archiv von Rektorat und Senat, die Archive der Fakultäten sowie die Registraturen und Archive diverser universitärer Behörden. Über einen langen Zeitraum hinweg war das Archivgut dieser als separat zu betrachtenden Stellen an verschiedenen Orten untergebracht, wodurch teilweise die Übersicht über die vorhandenen Unterlagen verloren ging und sie in ihrem Erhaltungszustand allmählich Gefährdungen ausgesetzt waren. So wurden beispielsweise 1796 Teile der Archivbestände durch Flüchtungen wegen drohender Gefahr (Koalitionskriege) nach München ausgelagert. Eine ernsthafte Bereinigung dieser vielfältigen Archivlandschaft konnte erst ab dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts in Angriff genommen werden.

Für die Zeit ab 1660 ist eine weitestgehend lückenlose Reihe von Universitätsarchivaren nachweisbar, deren Aufgabe die Betreuung des Hauptarchivs von Rektorat und Senat war. Da die leitenden Archivare aber gleichzeitig Professoren und damit stark durch Lehre und Forschung beansprucht waren, konnten intensive Ordnungsarbeiten an den Archivbeständen und damit eine professionelle Betreuung von ihnen kaum geleistet werden.

1800 kam es schließlich, wie oben erwähnt, zur Verlegung der Universität von Ingolstadt nach Landshut. Über Umwege wurde ein Großteil der Ingolstädter Archivbestände 1804 in der Sakristei der Kirche des örtlichen Dominikanerklosters untergebracht. Für diesen Zeitraum des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts lassen sich erste Benutzer des Universitätsarchivs, die ihre Erkenntnisse wissenschaftlich publizierten, nachweisen. Hierzu zählen beispielsweise Lorenz Westenrieder und Johann Nepomuk Mederer.

1826 setzt die ebenfalls fast lückenlose Reihe der Vorstände des Archivs ein, zeitgleich mit dem bereits zweiten Umzug der Universität, nun von Landshut nach München. Jedoch wurde auch diesmal nicht der gesamte Archivbestand geschlossen an den neuen Hochschulstandort transportiert, denn manche Teile blieben im säkularisierten Kloster Seligenthal, andere wiederum noch in Ingolstadt zurück. Da zunächst ein geeigneter Bau für die Universität in München, wie schon zuvor beim Umzug nach Landshut, fehlte, verschärften sich die prekäre Situation des Archivguts und dessen Ordnungszustand. Mit dem Bezug des neu errichteten Universitäts-Hauptgebäudes (1840) in der Maxvorstadt wurden Archiv und Registratur zwei Räume im ersten Stock zugewiesen. Abhilfe für den sich in den kommenden Jahrzehnten abzeichnenden Platzmangel, unter anderem wegen der steigenden Zahl der Studierenden, schaffte der Erweiterungsbau des Hauptgebäudes, welcher 1911 eingeweiht wurde. Das Archiv erhielt nun im Hochparterre des alten Nordflügels Räumlichkeiten, die ein Magazin sowie Arbeitszimmer umfassten. Auch konnte das Archiv jetzt seine Benutzer direkt in den eigenen Räumen betreuen, nachdem bislang für die Einsichtnahme in Archivalien der Lesesaal der Universitätsbibliothek in Anspruch genommen worden war.

Eine tiefgreifende Zäsur stellten die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs für das Universitätsarchiv dar. Seit 1936 hatte sich der damalige Vorstand Götz von Pölnitz um das Archiv und seine Bestände verdient gemacht, unter anderem durch Ordnungsarbeiten, die Übernahme zahlreicher Unterlagen aus den Fakultäten, von Rektorat und Senat sowie von Urkunden und Amtsbüchern aus der Universitätsbibliothek, die ursprünglich dem Archiv zuzuordnen waren. Sehr bemüht war er auch später um die Sicherung der Archivalien vor den alliierten Luftangriffen auf München. So ließ er 1943 und 1944 in großem Umfang Archivbestände auf den Schlössern von ihm bekannten Adelsfamilien unterbringen, zum Beispiel in Egglkofen und Schwaigwang bei Garmisch. Auch in die Kellergewölbe des von Pölnitz noch bewohnten Schlosses Wässerndorf wurden Unterlagen und Objekte aus dem Archiv, den Fakultäten und anderen Stellen der Universität ausgelagert, insgesamt weit über 1000 Kisten. Während allerdings der Teil des Münchner Universitäts-Hauptgebäudes, worin sich das Archiv befand, bei den Bombardements vergleichsweise leicht beschädigt wurde und die dort zurückgelassenen Archivalien weitestgehend unversehrt blieben, brannte Schloss Wässerndorf fast vollständig aus. Pölnitz schreibt in einem späteren Bericht, gestützt von den Aussagen weiterer Augenzeugen, dass der Brand am 5. April 1945 von einem amerikanischen Offizier auf dem Dachboden des Schlosses gelegt worden sei, als Vergeltung für einen gefallenen Kameraden und um den erbitterten deutschen Widerstand endgültig zu brechen, gegen den die Amerikaner den Ort eingenommen hatten. Auch seien in den Kellergewölben Brandbeschleuniger eingesetzt worden. Bergungs- und Löschversuche waren laut Pölnitz unter Androhung von Waffengewalt verboten. Es verbrannten zahlreiche, wichtige Archivalien, unter anderem das päpstliche Privileg und der landesherrliche Stiftungsbrief, die die Universitätsgründung betrafen, viele weitere Urkunden, teils bis ins Hochmittelalter zurückreichend, die Archive und Registraturen des Verwaltungsausschusses und der universitären Kastenämter, dazu mehrere Repertorien sowie große Mengen an sonstigen Akten und Büchern. Weitere Objekte wie die Universitätsszepter und ein Pokal in Schiffsform wurden schwer beschädigt, andere, wie der Hut von Johannes Eck, dem theologischen Hauptgegner Martin Luthers, fielen unwiederbringlich den Flammen zum Opfer. Die goldene Rektorkette rettete Pölnitz, indem er sie sich vor dem Ausbruch des Brands umhängte und mehrere Tage unter der Kleidung verborgen trug.

1946 brach nach Pölnitz' Enthebung durch die Militärregierung der Betrieb des Universitätsarchivs zusammen. Erst ab 1954 konnte, unter dem zuvor ernannten Vorstand Johannes Spörl, schrittweise und über einige Jahre hinweg mit den umfangreichen Rückführungen aus den Bergungsdepots, dem Wiederaufbau und der Neuordnung der Archivbestände begonnen werden. Hierbei musste man quasi bei Null anfangen, da viele Findmittel des Archivs den Krieg nicht überstanden hatten.

1954 erhielt das Archiv auch neue Räumlichkeiten im Universitäts-Hauptgebäude sowie nach und nach archivisches Fachpersonal. 2008 zog das Archiv, vor allem wegen Platzmangels, aus dem Hauptgebäude aus, nachdem die Bestände inzwischen stark gewachsen waren und mehrere Außendepots angelegt werden mussten. Seitdem befindet es sich im nördlichen Münchner Stadtteil Freimann. Die Außendepots konnten aufgelöst werden, sodass alle Bestände wieder an einem zentralen Ort untergebracht sind.

Seit Juli 2021 ist das Universitätsarchiv eine Abteilung der Universitätsbibliothek.

Universitätsarchivare 1660–1818

1660–1677 Kaspar Manz
1677–1686 Ignaz Rath
1686–1720 Johann Christoph (von) Chlingensperg
1722–1755 Hermann Anton Maria von Chlingensperg
1755/1759–1765 Johann Adam von Ickstatt (Oberaufsicht)
1756–1761 Franz Joseph Schiltenberger
1765–1788 Johann Joseph Prugger (Oberaufsicht)
1788–1800 Franz Seraph Siardi (Oberaufsicht)
1784–1792 Johann Nepomuk Gottfried von Krenner
1792–1795 Anton Stich
1800–1804 Johann Georg Feßmaier
1804–1818 Karl Sebastian Heller von Hellersberg

Archivvorstände 1826–2021

1826–1872 Hieronymus (von) Bayer
1872–1888 Karl Ritter von Prantl
1889–1891 August von Druffel
1892–1905 Karl Theodor (von) Heigel
1905–1924 Hermann (von) Grauert
1924–1936 Heinrich Günter
1936–1946 Götz von Pölnitz
1946–1951 kein Vorstand
1951–1977 Johannes Spörl
1969/1977–2000 Laetitia Boehm (Mitvorstand seit 1969)
2000–2021 Hans-Michael Körner

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