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Münchener Politische Zeitung, 27.8.1840, Nr. 206

München, 26. August. Ueber den gestern erfolgten feierlichen Umzug der Universität in das neue Gebäude der Ludwigsstraße theilen wir heute folgendes Nähere mit. Wie es in dem Programme angeordnet war, versammelten sich um halb 11 Uhr die Professoren und Studirenden der Universität – die ersteren in ihrer Amtskleidung – in dem bisherigen Universitätsgebäude, und begaben sich von dort in feierlichem Zuge in die St. Michaels-Hofkirche, wo sie dem aus Veranlassung des Allerhöchsten Geburts- und Namensfestes Seiner Majestät des Königs abgehaltenen Hoch-Amte beiwohnten. Nach Beendigung desselben setzte sich der Zug unmittelbar aus der Kirche nach dem neuen Universitätsgebäude in Bewegung. Voran traten in alterthümlicher Kleidung die zwei Universitätspedelle mit den Sceptern; dann folgten die Professoren in ihren verschiedenfarbigen Talaren, nach den Facultäten gesondert und paarweise einherschreitend, und zwar zuerst die philosophische, dann die medicinische, cameralistische, juristische und theologische mit dem derzeitigen Rector der Universität, dem ord. Prof. der Theologie und Director des Clerikalseminars, geistl. Rath Dr. Wiedemann, hierauf die Ehrenprofessoren und Privatdocenten, dann das Universitäts-Amts- und Kanzleipersonal, an welches sich der Zug der Studirenden anschloß, unter denen die Chargirten der vier Verbindungen der Bayern, Schwaben, Franken und Pfälzer, mit farbigen Schärpen, Hut und Degen, dann jene der nicht in Verbindungen befindlichen ohne farbige Abzeichen, den Vortritt hatten. Da die Witterung günstig war, ging der Zug, der getroffenen Bestimmung gemäß, durch mehrere Hauptstraßen der Stadt, und zwar durch die Kaufinger-, Wein- und Theatiner- der Ludwigsstraße zu. Allenthalben hatte sich eine außerordentliche Menge von Zuschauern sowohl auf der Straße selbst, als an den Fenstern, Balkonen und anderen erhöhten Orten eingefunden. Einen besonders belebten Anblick gewährte die Ludwigsstraße, in welcher vor der Ludwigskirche und dem Universitätsgebäude die Landwehr sich mit klingendem Spiel in Parade aufgestellt hatte. Als der Zug das neue Gebäude erreicht und in die große Aula eingetreten war, füllte sich letztere bei dem großen Zudrange der Antheilnehmenden in unglaublich kurzer Zeit theils mit Studirenden, theils mit andern Personen aus allen Ständen, deren Zahl sich etwa auf achthundert belaufen mochte. Unter mehreren anwesenden ausgezeichneten Fremden bemerkte man auch den englischen katholischen Bischof Dr. Wiseman, der auf der Durchreise von Rom nach London sich hier befindet. Bald darauf erschienen, von dem Rector der Universität an dem Eingange der Aula ehrerbietigst empfangen, Se. Excell. der kgl. Minister des Innern, v. Abel, der k. Ministerialrath v. Zenetti, der k. Ministerial-Universitätscommissär Regierungsrath v. Braunmühl und der k. Polizeidirector v. Menz, nach deren Eintritt die Eröffnungsfeierlichkeit begann und Se. Exc. der k. Minister des Innern folgende Rede an die Versammelten hielt:

„Meine Herren! Es war im Jahre 1835 an ebendemselben Doppelfeste, dessen Feier wir heute mit freudigem Herzen wiederbegehen, als der Grundstein dieses Gebäudes gelegt ward. Es war ein sinn- und bedeutungsvoller Tag; doch ernster noch und bedeutungsvoller spricht an das Gemüth der heutige Tag, an welchem wir nach fünf Jahren in das nun vollendete und seiner großen Bestimmung eröffnete Gebäude einziehen. Mit Freude und Lust und Bewunderung ruht das Auge auf der hohen Würde und der edlen Einfachheit des herrlichen Bauwerks; auf der Großartigkeit des Styles und der Verhältnisse, und auf dem schönen Ebenmaaße der einzelnen Theile, verbunden mit der befriedigendsten Zweckmäßigkeit der innern Einrichtung. Mit Hochgefühl erkennen wir, wie dieses Gebäude würdig die Zahl jener monumentalen großartigen Schöpfungen vermehre, welche der erhabene Geist unseres geliebten Königs mit Zauberkraft rings um uns hervorruft. Aber diese Gefühle der Freude und Bewunderung machen sehr bald tieferen Betrachtungen Raum, wenn uns des Gebäudes hehre Bestimmung vor das geistige Auge tritt. Des menschlichen Geistes edelster Erwerb, sein schönster Besitzthum – die Wissenschaft – soll in diesem Gebäude gepflegt, gewahrt, gemehrt, fortgepflanzt und erweitert werden. Hier sollen die Diener der Kirche, hier die Beamten der Regierung, hier die Lehrer des Volkes ihre Bildung empfangen. Die Zukunft des Vaterlandes ist es, die von diesem Gebäude ausgehen wird. Ein reicher Stoff zu den ernstesten Betrachtungen; und diese Betrachtungen, meine Herren, verehrte Lehrer dieser Hochschule, wo könnten sie tiefer wurzeln, als in Ihrer Brust, da ja Sie es sind, deren Obhut und Pflege allʼ diese köstlichen heiligen Unterpfänder anvertraut sind? Groß sind die Anforderungen, die Fürst und Vaterland an Sie machen, doppelt so groß in einer Zeit unermeßlicher Entwicklung, in welcher ein erhöhtes geistiges Leben alle Zweige der menschlichen Thätigkeit durchdringt, und in allen menschlichen Verhältnissen sich offenbart, in welcher aber auch neben dem befruchtenden Strome der ächten Wissenschaft, die Afterweisheit und der Aberwitz mit zerstörender Gewalt, in vielfältig durchbrochenen Bahnen ihre wilden Gewässer daher wälzen, und die Dämme zu zerstören streben, die den edlen Strom vor solch entweihender Vermischung bewahren. In dieser Zeit sind Sie berufen, mit teutschem Ernste und teutscher Gründlichkeit in dem weiten Gebiete der Wissenschaft zu walten, die erworbenen Früchte treulich zu wahren, neue gute Saat auszustreuen und das Gedeihen der guten Saat gegen wucherndes Unkraut zu schirmen. Sie sind berufen, in der Brust der Jünglinge, auf denen des Vaterlandes Hoffnungen ruhen, die Liebe zu Wissenschaft zu wecken und zu nähren, diese Jünglinge in die rechte Bahn einzuführen, denselben, was sie sollen, zum klaren Bewußtseyn zu bringen, und lieb und werth zu machen. Ihnen ist die große Aufgabe gesetzt, zu verhüten, daß nicht des Volkes geistiger Adel in dem Sumpfe der Genußsucht und der Habgier untergehe, und daß nicht der menschliche Geist, der die Entfernung der Gestirne mißt und die ewigen Gesetze ihrer Bewegung ergründet, der vermeinte Elemente scheidet und auflöst, und die Schöpfung in ihrer geheimnißvollen Werkstätte zu durchspähen sich vermißt; der die Vergangenheit umfaßt und sein Wirken in eine weite Zukunft hinaus erstrecket: daß dieser menschliche Geist, versunken in niederen Bestrebungen, zuletzt noch der Frage vergesse: woher er komme? wohin er gehe? wer wir seyen? und welches unser Ziel? Diese erhabene Aufgabe aber, meine Herren, sie kann wohl nur dann vollständig gelöst werden, wenn Sie, durchdrungen von der Würde Ihres schönen Berufes der großen Lehre der Weltgeschichte nicht vergessen, daß die Wissenschaft ohne sittliche Grundlage und sittlichen Adel, den Keim unabwendbaren Verfalles in sich trägt. Wissenschaft und Kunst, sie blühten in Hellas nicht herrlicher, als unter dem göttlichen Pericles, und kaum achtzig Jahre später, bezeichnet uns schon der Friede des Antalkidas den Zeitpunkt, an welchem Griechenland’s geistige und politische Herrlichkeit dem Untergange verfallen war. In der ewigen Roma standen Kunst und Wissenschaft und Macht unter August auf ihrem Höhepunkte. Aber auch hier begann schon unter den nächstfolgenden Imperatoren unaufhaltsam ihr Absturz. Was des zornentbrannten Perserkönigs zahllose Heerschaaren, was die Niederlagen bei Klastidium an der Trebia und am Trasimener See nicht vermocht hatten, das bewirkte in kurzer Zeitfrist der Sitten Verfall. Griechenland’s wie Rom’s Größe, die politische, wie die wissenschaftliche und künstlerische, sie gingen unter in den Trümmern der Sitten, als verwegene Volksführer das Ansehen der Obrigkeit und die Kraft der Gesetze untergraben, die Verehrung alles durch Alter Geheiligten zerstört und den Gehorsam der Söhne getilgt hatten; als die einreißende Zügellosigkeit jede Schranke unerträglich fand, und als die Kühnheit der Leidenschaften alles Heilige mit Füßen trat. Vor solchen Gefahren, vor solchem Verderben, des menschlichen Geschlechtes höchste und werthvollste Güter zu bewahren, daran mahnt ernst und dringend die Zeit, in der wir leben. Wer aber, meine Herren, könnte wohl durch heiligere Pflichten berufen seyn, zur Lösung dieser großen Aufgabe mitzuwirken, als die teutschen Universitäten, denen die Pflege teutscher Wissenschaftlichkeit und der alten teutschen Gesinnung und Gesittung zunächst anvertraut ist? Die Lösung der großen Aufgabe wird indessen nur dann gelingen, wenn alle Facultäten, gleichwie sie in ihrer Vereinigung die Untrennbarkeit und die Innigkeit des Zusammenhanges aller Wissenschaften versinnbilden, so auch in dem gemeinsamen harmonischen Zusammenwirken für die Erreichung des einen großen Zweckes und für die Erfüllung seiner Grundbedingungen ihre höchste und heiligste Pflicht erkennen. – Hier sollen Priester gebildet werden, voll von Gott und heiliger Begeisterung für ihren Glauben, durchdrungen von dem Ernste und der Heiligkeit ihres Berufes, und mit freudigem Eifer diesem Berufe ihr Leben weihend. – Sind aber, weil diese Aufgabe zunächst einer Facultät zugewiesen, die übrigen Schwestern von der Pflicht entbunden, den Glauben an den Gott unserer Altvorderen sorglich zu schirmen und zu pflegen, den Glauben an den Gott, durch den wir sind, auf den wir getauft sind, und durch dessen Blut wir Vergebung und Seligkeit hoffen; den selbst der Moslim Prophet als den künftigen Richter der Erde verehrt, während sogenannte Christen, in ihrem unseligen tiefen Falle, das offene Bekenntniß dieses Glaubens wohl als ein Zeichen geistiger Beschränktheit und Unmündigkeit zu verhöhnen sich vermessen, vergessend der Worte des Psalmen, die ihnen zurufen: ‚Der im Himmel wohnt, lacht euerer, und hat seinen Hohn mit euch: Ein Wort mag er reden zu seiner Zeit, so seyd ihr dahin; und winken, so seyd ihr verschwunden.‘ Hier in diesem Hause, sollen die heiligen Grundsätze und die erhebenden Gefühle des Rechts und der Gerechtigkeit gepflanzt, gepflegt und gefestet werden, auf denen das Heil aller Staaten ruht. Hier sollen Beamte gebildet werden, die nur nach dem Bewußtseyn gewissenhafter Pflichterfüllung und verdienstlicher Berufsthätigkeit geizend, und ihrem Könige mit treuer Anhänglichkeit zugethan, vor Allem bestrebt sind, ihren Kindern ein rühmliches Beispiel und einen heiligen Creditbrief auf den Dank und die Anerkennung ihres Fürsten zu hinterlassen; Beamte, die nicht in Ehrgeiz und Habsucht und Trägheit und Eitelkeit versunken, die rechtlichen Wege verschmähen; Beamte, denen die beschworene Pflicht höher steht, als eitle Volksgunst. Von hier sollen öffentliche Lehrer ausgehen, die, ihres Berufes hohe Wichtigkeit erfassend, nicht in der Ausbildung und Bereicherung des Verstandes allein ihre Aufgabe erschauen, sondern erkennen, daß diese Aufgabe auch die Bildung der Herzen und Gemüther umfasse, und daß das reichste Wissen durch Charakterlosigkeit oder verderbten Willen nicht nur zum todten, unfruchtbaren Schatze wird, sondern auch zu einem verderblichen Werkzeuge für schlechte Zwecke sich verkehret. – Jünglinge endlich sollen hier gebildet werden, die der hohen Wichtigkeit der Zeit und ihrer Bestimmung eingedenk, sittlich gut und tüchtig im Wissen und Wollen, männlich den grauen Aeltern, dem geliebten Könige, dem theueren Vaterlande und der ewigen Nachwelt zu leben entschieden, die überall und immer, in That und Gesinnung, Teutsche –Bayern, im vollsten edelsten Wortsinne sind. Alles dieses kann indessen wieder nicht die Aufgabe einzelner Fakultäten seyn: alle tragen in solcher Beziehung die gleiche Pflicht; allen liegt ob, nach dem einen großen Ziele mit vereinten Kräften hinzustreben. Doch! Meine Herren! für dieses einträchtige, redliche Zusammenwirken gibt ihr bisheriges Leben und Wirken, gibt die Heiligkeit der Aufgabe selbst, die sicherste Bürgschaft. Sie aber, studierende Jünglinge, die Sie einst in die Geschicke des geliebten Vaterlandes vielfältig in engeren oder weiteren Kreisen einzugreifen berufen seyn werden, mögen Sie doch nie des hohen Ernstes und der Wichtigkeit der Universitäts-Jahre vergessen, mögen Sie doch in diese hohen Hallen stets ein reines, offenes, empfängliches Gemüth für die erhabenen Wahrheiten der Wissenschaft, und für das warnende, mahnende Wort wohlwollender Lehrer mitbringen: möge doch, so oft Sie diese herrlichen Räume betreten, der Adel und die Würde derselben Sie mahnen an das höhere Gebot entsprechenden Adels und zusagender Würde der Gesinnung: mögen Sie allezeit beherzigen, daß der Baum nur in eben dem Maaße lebenskräftig Stamm und Aeste aus dem Boden hervorzutreiben und gute Früchte zu tragen vermag, in welchem er seine Wurzeln in die Tiefe des befruchtenden Bodens hinabsenkt – beherzigen, daß in dem Gebiete der Wissenschaft jeder Stillstand Rückschritt ist: mögen Sie endlich immer eingedenk bleiben dessen, was geliebte Aeltern, das theuere Vaterland und ein hochgefeierter, für alles Große und Edle und für Bayerns Glück begeisterter König von Ihnen erwartet. Der Zuruf, den ich an Sie richte, er kommt aus wohlmeinender Brust, er entquillt der wärmsten Theilnahme an Ihrer Zukunft. Gewiß – er wird nicht ungehört verhallen. Und wie könnten wir nun, meine Herren, diese erhebende Feier würdiger beschließen, als indem wir, dem Zuge der Herzen folgend, unsere Gefühle zu Dem hinwenden, der diese herrlichen Hallen der Pflege der Wissenschaften eröffnet, der in diesem Gebäude der Ludwigs-Maximilians-Universität eine neue würdige, bleibende Stätte bereitet, und ihr damit ein neues Merkmal Seines besondern königlichen Wohlwollens gegeben hat; zu dem, dessen Namensfest und Geburtsfest wir heute begehen? Ihm, dessen hoher Geist und edles Herz, täglich neue Segnungen über Sein Land verbreiten; der Wissenschaft und Kunst mit gleicher Liebe pflegt und schirmet und fördert; der mit treuer Vaterliebe und mit unermüdlicher Vatersorge nur dem Glücke seiner Unterthanen, nur der Wohlfahrt Seines Bayerlandes lebt, Ihm seyen unsere heißesten Segenswünsche dargebracht. Möge der Gott der Liebe, zu dem wir heute für unsern König und Vater, aus des Herzens tiefsten Grunde gebetet, das Ziel Seines theueren Lebens in ferne, ferne Zeit hinausrücken, und über Ihn die Fülle jeglichen Glückes immerdar ausgießen! Möge Er, der Herr des Himmels und der Erde, all’ Sein edles Thun und Streben segnen, Ihn schützen und schirmen! Vertrauend hoffen wir der einträchtigen, innigen Wünsche frohe Erfüllung, und freudig vereinigen wir uns in dem Ausrufe: Lange und glücklich lebe der Vater des Vaterlandes, lebe König Ludwig!“

Nachdem Se. Excellenz geendet, bestieg der derz. Rektor den Catheder, und hielt seinerseits gleichfalls eine auf die Feier des Tages bezügliche gehaltvolle Rede, worin er, beginnend mit den denkwürdigen geschichtlichen Erinnerungen, die sich an den Tag der Geburts- und Namensfeier unsers allbewunderten und allgeliebten Königs knüpfen, zu einem gedrängten Rückblicke auf dasjenige überging, was Seine erlauchten Vorfahren für die Gründung und Förderung der Universität gethan, und wie Seine landesväterliche Obsorge für den Ruhm und Flor derselben allem Früheren die Krone aufgesetzt. Er gedachte zuerst, wie im Jahre 1458 Herzog Ludwig von Bayern-Landshut die Universität zu Ingolstadt zu gründen beschloß, und wie er am 26. Juni des Jahres 1472 dieselbe feierliche in eigner Person eröffnete. Unter den vielen Wohltaten, die sein Sohn und Nachfolger Georg ihr erwiesen, erwähnte der Redner besonders die Stiftung des seinen Namen tragenden Clerikalseminars, welchem der Herzog stets „ein gnädiger Beschützer, Schirmer und Handhaber“ zu seyn verhieß – eine Pflege, deren sich die Universität und das Clerikalseminar –oder, wie sie damals genannt wurden, das alte und neue Collegium – unter den nachfolgenden bayerischen Landesfürsten fortwährend erfreuten, besonders, als sie im Jahre 1800 durch König Maximilian nach Landshut übersiedelt und nebst gänzlicher Umgestaltung auch einer großen Vermehrung ihrer Einkünfte theilhaftig wurde, da ihr nicht nur das sämmtliche bewegliche und unbewegliche Vermögen der Dominikaner in Landshut, so wie jenes der Klosterfrauen zum hl. Kreuz daselbst mit allen seinen Nutzungen und Rechten zum Eigenthum übertragen, sondern auch bald darauf das auf mehr als eine halbe Million berechnete Vermögen der Klosterfrauen zu Seligenthal angewiesen wurde. Eine ähnliche Vermehrung der Fonds habe das Clerikalseminar erhalten, so daß es demselben in letztern Jahren möglich war, nicht nur hundert Alumnen ganz frei zu erhalten, sondern noch 2–3000 fl. jährlich theils als Unterstützungen an Theologiestudirende außer dem Seminar, theils als Reisestipendien zu ertheilen. Dennoch habe der Universität in Landshut noch Eines gefehlt – und dieß sey der hohen Weisheit unsers allergnädigsten Landesvaters, Königs Ludwigs, vorbehalten gewesen. Es sollte nämlich die Universität nicht mehr auf sich allein beschränkt seyn, sondern mit der Akademie der Wissenschaften und ihren Sammlungen, mit der Kunst und dem Leben in nähere Verbindung treten – und zu diesem Zwecke habe König Ludwig am 3. Oktober 1826 die Verlegung der Universität nach Seiner Haupt- und Residenzstadt München geboten, und das Fest ihrer Eröffnung durch seine persönliche Gegenwart verherrlicht. Damit sie aber auch ihre Wirksamkeit wieder in eigenthümlichen Räumen zeige, habe ihr erhabener Herr und Beschützer für sie und das zu ihr gehörige Clerikalseminar in der Seinen Allerhöchsten Namen führenden Strasse die Aufführung großartiger Gebäude befohlen, deren Grundstein am 25. August 1835 gelegt wurde, und die, schon nach 5 Jahren vollendet, jede Erwartung übertroffen. „Einen solchen Prachtbau – so schloß der Redner – hat wohl keine Hochschule aufzuweisen, und es darf mit Wahrheit gesagt werden, daß in Bayerns Hauptstadt auch die Wissenschaft eine Residenz bewohne. So eben ist nun unsere Ludwigs-Maximilians-Universität in ihren Lehrern und Lernenden in diese Residenz eingezogen, und welches höhere Gelübde könnte sie zur Feier dieses Einzuges ablegen, als dieses, mit der Gnade Gottes unter der Huld und Pflege ihres allergnädigsten Herrn und Beschützers in unerschütterlicher Anhänglichkeit und Treue gegen Ihn ihr heiliges Amt der höhern wissenschaftlichen Jugendbildung mit neuer Begeisterung fortzusetzen. Oeffentlich und feierlich spreche ich nun im Namen der ganzen Universität und jedes einzelnen Mitgliedes derselben dieses Gelübde aus. Möge es von Ihm, dessen Name in unser aller Herzen lebt, und dessen Ruhm sich in allen Zungen verbreitet, huldreichst aufgenommen werden! Hoch lebe König Ludwig!“ Mit freudigem Enthusiasmus stimmten alle Anwesenden in diesen Ruf ein, der dreimal wiederholt mächtigen Klanges im hohen Saale wiedertönte. Hiemit war die Feier beschlossen. Nach dem Abtreten Sr. Exc. des k. Ministers des Innern verließen sämmtliche am Fest Theilnehmende die Aula, und zerstreuten sich in den weiten Gängen und Räumen des Gebäudes, seine Zweckmäßigkeit und Schönheit bewundernd, über welche nur Eine allgemeine Stimme des Beifalls vernommen ward. Es ist nunmehr seiner Bestimmung vollkommen übergeben, und von heute an bis zum 31. d. M. finden schon mehrere Doktorpromotionen Statt, unter denen die erste jene des Sohnes eines der Universitäts-Professoren, des k. Hofraths Medikus ist. Ueber die architektonischen Verhältnisse des Baues haben wir schon früher das Wesentlichste mitgetheilt. Weniger bekannt noch möchten den Meisten unserer Leser die Namen jener Professoren seyn, deren Porträte an der Außenseite in den Medaillons über den Fenstern des Mittelstockes in Gips-Reliefs angebracht sind, und die wir an dieser Stelle unserm frühern Berichte zur Ergänzung beizufügen nicht unterlassen wollen. Es sind folgende 44: Celtis, Reuchlin, Böschenstein, Eck, Apian P., Agricola, Eisengrein, Apian Ph., Canisius, Giphanius, Steuart, Gretser, Besoldus, Thiermayr, Lossius, Manz, Bassus v., Chlingensberg v., Ickstadt Frhr. v., Lori v., Steigenberger, Scholliner, Wiest, Leveling, Dobmayr, Hupfauer, Mederer, Schmidtmüller, Krenner v., Milbiller, Aschenbrenner, Steiglehner, Zimmer, Feuerbach v., Gönner v., Grossi v., Wening-Ingenheim v., Weber v., Sailer, Mannert, Röschlaub, Schrank, Dresch v., Magold.


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