Universitätsarchiv
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Geschichte

Eigentlich müßte die „Universität München“ ja „Universität Ingolstadt-Landshut-München“ heißen: 1472 vom bayerischen Herzog Ludwig dem Reichen in der Donaufestung Ingolstadt begründet, wurde sie 1800 in die niederbayerische Landstadt Landshut verlegt, und erst 1826 von König Ludwig I. in die Residenzstadt München geholt. Die Ludwig-Maximilians-Universität - sie hatte diesen Namen 1802 nach ihrem Begründer Herzog Ludwig und dem damaligen Landesherrn Kurfürst Maximilian IV. Joseph in Landshut erhalten - ist somit die einzige Universität diesseits der Alpen, welche ihre Kontinuität über drei verschiedene Standorte bewahren konnte. Die Gründe für die Verlegungen waren jeweils vielschichtig, eines aber hatten alle drei Standorte immer gemeinsam: Niemals wurde der Universität als Korporation das Glück zuteil, in ein eigens für ihre Zwecke erstelltes Gebäude einziehen zu können. In Ingolstadt diente als zentrales Universitätsgebäude ein ehemaliges Pfründnerhaus, in Landshut wurde sie in das ehemalige Dominikanerkloster eingewiesen, und selbst in München fand sie ihre erste Heimat zunächst im sog. „Wilhelminum“, den Gebäuden des ehemaligen Jesuitenkollegs, in dem sich bereits die Akademie der Wissenschaften eingenistet hatte. Immer also war ihre Heimat ein ehemals geistliches Gebäude. Das änderte sich erstmals unter König Ludwig I., der wohl schon als Kronprinz an einen eigenen Universitätsbau gedacht hatte. Nach der Verlegung nach München war dieser Plan zunächst an vielen Unwägbarkeiten gescheitert, doch dann setzte Ludwig seinen Wunsch mit Vehemenz und atemberaubendem Tempo in die Tat um: 1835 wurde der Grundstein für das heutige Hauptgebäude der LMU gelegt, 1840 wurde der von Friedrich von Gärtner erstellte Bau der universitären Korporation übergeben.

Daß dieser Universitätsbau nur eines von mehreren Elementen im königlichen Kalkül für die nach ihm benannte Prachtstraße war, nimmt dem Gebäude nichts von seiner städtebaulichen wie auch ideologischen Bedeutung: topographisch dominant und repräsentativ am Abschluß der Ludwigstraße gelegen, symbolisiert der Bau samt seiner künstlerischen Ausstattung nun einen „Tempel der Wissenschaft“. Abgesehen von den medizinischen und einigen naturwissenschaftlichen Einrichtungen war in diesem nun die gesamte Universitas der Wissenschaften untergekommen, in enger Nachbarschaft zu der Akademie der Wissenschaften, den Sammlungen, Bibliotheken und Archiven.

Kaum fertiggestellt, wurde dieser Tempel den gewaltig expandierenden Wissenschaften des 19. Jahrhunderts schon viel zu eng. Ein erster Erweiterungsbau 1897/98, als westwärtige Verlängerung des Nordflügels an der Adalbertstraße von Emanuel Seidel errichtet, brachte nur wenig Entlastung für die zum Großbetrieb gewordene Universität. Zu den größten und bedeutendsten Universitäten im deutschen Sprachraum aufgeschlossen, bedurfte es eines beherzten Schrittes, um die Raumnot spürbar zu lindern: Nach der Jahrhundertwende errichtete German Bestelmeyer sozusagen im Hinterhof der alten Universität seinen Erweiterungsbau, den viele Menschen heute als solchen gar nicht erkennen, da sich der Bau so harmonisch mit dem Gärtnerschen Ursprungsbau verschmolzen hat. Der Gärtnerbau und die Bestelmeyerschen westseitigen Anbauten, v.a. die mit Freitreppe, Ehrenhalle (am Speerträger) und Lichthof gebildete Zentralhalle und das danebenliegende Auditorium Maximum, prägen seitdem den Eindruck von einem der prächtigsten Universitätsbauten. 1911, anläßlich des 90. Geburtstages von Prinzregent Luitpold, wurde dieses Ensemble feierlich eingeweiht. Und nur gut drei Jahrzehnte später fiel die ganze Pracht - mit ihrer Ausstattung mehr denn je als ein Tempel für die Wissenschaft gedacht - 1944 jäh den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer.

Zu den großen Leistungen der unmittelbaren Nachkriegszeit in München zählt auch der Wiederaufbau des fast weitgehend zerstörten Hauptgebäudes. Spätestens 1958 mit der Einweihung des Lichthofes und der Enthüllung des Weiße-Rose-Denkmals kann dieser als abgeschlossen gelten. Jener Lichthof, einst gleichermaßen Ort nationaler Feiern, nationalsozialistischer Vereinnahmung wie auch des entschlossenen Widerstandes, eben jener Lichthof erfährt seitdem seine Belebung durch den Geist einer nunmehr schon über 60jährigen Nachkriegsgesellschaft: durch würdige akademische Feiern und Gedenkstunden ebenso wie durch tosende Studentenproteste, durch dröhnende Popkonzerte wie auch literarische Lesungen, durch rockige Erstsemesterbegrüßungen genauso wie durch geschäftige Marktplätze für irgendwelche Tagungen oder Präsentationen: Das Hauptgebäude mit seinem Lichthof ist das pulsierende Herz der LMU.


Servicebereich