Universitätsarchiv
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Archiv der Theologischen Fakultät

Die ersten eingehenden Nachrichten über das Archiv der Theologischen Fakultät liegen für 1796, also für die Zeit des Ersten Koalitionskrieges, vor. Über die „Eröffnung einer ältern Ciste der Theologischen Fakultät“ berichtet Dekan Marian Dobmair: „Nach einem höchsten Rescript hatte die hiesige Universität überhaupt solche Anstalten zu treffen, daß alles, was immer von großer Wichtigkeit wäre, könnte gerettet werden. Die Theologische Fakultät wollte daher auch ihre Akten, die noch nicht in das Archiv der Universität übergeben waren, durchsuchen, und das wichtigere davon in Sicherheit bringen.

Nebst der kleinern Ciste, die jährlich mit dem Dekanate circulirt, hat die Theologische Fakultät noch eine andere ältere Ciste, die auf der Vorseite den heiligen Evangelisten Johannes mit der Umschrift Collegium Theologorum anno d[omi]ni MDCVI vorstellt, und die nach der Tradition, wie der Substitut Luz aus der Erzählung des vorigen Pedells Christian Mayer sagt, ehemal bey dem zeitlichen Dekan stund. Weil aber diese alte Ciste zu groß und zu schwer ist, so haben unsre Vorfahren zwar selbe in ein Privatzimmer der Universität stellen lassen, aber doch den Schlüssel dazu immer bey sich behalten, bis Titl. Maximilian von Wibmer im Jahre 1794 von der Universität abgieng, ohne den besagten Schlüssel seinem Nachfolger im Dekanate, dem Titl. Georg Schneller, obschon er selben öfters abfoderte, gehörig zu übergeben.

Die Theologische Fakultät hatte nun in einer Session beschlossen, diese ältere Ciste auf das Zimmer des Dekans bringen zu lassen, und die darin befindlichen Sachen zu untersuchen. Als die Ciste den 23. Julius nach den Anstalten der Theologischen Fakultät schon wirklich auf den Gange der Universität gestellt war, sahe sie gelegenheitlich Titl. Herr Archivar [Johann Nepomuk Gottfried] von Krenner, und bath sich bey dem eben auch gegenwärtigen Theologischen Dekan eine Inspektion der vorfindlichen Akten aus. In dieser Rücksicht schickte er bald hernach das gnädigste Rescript dat[iert]. 31. Dec[ember]. 1788, in welchem ihm als zweyten Archivar der Auftrag gemacht worden, alle dem Vernehmen nach hin und wieder zerstreute, und in den Händen der Professoren sich befindende UniversitätsUrkunden, Acten, und Scripturen zu sammlen, und ließ zugleich durch den Pedell Schleifer bedeuten, er könne von amtswegen die Ciste nicht ausfolgen lassen, ohne vorher eine Inspection der darin befindlichen Schriften vorgenohmen zu haben. Aber wir hielten uns für berechtiget, eine Ciste, die ohne allen Zweifel zu unsrer Fakultät gehört, und an das UniversitätsArchiv noch nicht übergeben ist, in Besitz nehmen zu dürfen. Wir ließen daher auch die Ciste wirklich in das Dekanat transportiren, und dem Titl. Herrn Oberlandesregierungsrath von Krenner darüber Nachricht geben, daß die weitere Deliberation wegen der gefoderten Coinspection bey der Eröffnung sogleich sollte angestellt werden.

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Nun kam Titl. Herr von Krenner selbst zum Dekan, foderte gemäs dem höchsten Rescript die Coinspection, und machte die fernere mündliche Erklärung, daß überhaupt alle älteren Acten der Fakultäten in das Archiv der [Universität] gebracht zu werden pflegen, und wenn sich in dieser Theologischen Ciste etwas wichtiges vorzeigen sollte, solches mit den übrigen Schriften in die noch vorräthigen Küsten zugleich könnte eingepackt werden. Der Dekan versprach, über die ganze Sache bäldest bey seiner Fakultät zu proponiren, und hat wirklich noch an demselben Tage sowohl das communicirte höchste Dekret, als auch die mündliche Erklärung des Titl. Herrn von Krenner in einer Session vorgelegt. Das Conclusum der Fakultät [...] hatte der Dekan dem Titl. H[errn]. von Krenner am 24. Julius in der Frühe berichtet. Nachmittags tratten die Theologischen Professoren zusammen, und ließen die Ciste eröffnen. Über alles, was vorgefunden war, wurde ein Inventarium gehalten. Nach unterschriebnem Inventarium wurde ferner deliberirt, was von den vorgefundenen Schriften an Titl. Herrn Archivar abzugeben sey, und beschlossen, der Dekan solle ihm das ganze Inventarium selbst communiciren, und seinen eigenen Einsichten überlassen, was er für gut halte, von den vorgefundenen Schriften in das Archiv zu übernehmen.“

Inventar wie Protokoll schickte die Theologische Fakultät umgehend an die Geheime Universitätskuratel. Dem Begleitschreiben nach hielt sich der Universitätsarchivar Johann Nepomuk Gottfried von Krenner für beleidigt, weil die Fakultät die Truhe in seiner Abwesenheit geöffnet hatte, und weigerte sich, von dem Verzeichnis eine legale Notiz zu nehmen. Die Geheime Universitätskuratel schickte Protokoll wie Inventar zurück an die Theologische Fakultät mit der Nachricht, daß eine Abschrift des Verzeichnisses an Krenner gesendet worden wäre mit dem Auftrag, die zur Aufbewahrung im Universitätsarchiv geeigneten Akten hieraus zu übernehmen, welche die Fakultät dann gegen Quittung zu extradieren hätte. Allem Anschein nach verlief die Angelegenheit im Sande, denn einerseits schließt die Akte mit dem Schreiben der Geheimen Universitätskuratel, andererseits waren 1798 die Fakultätsakten, wenn auch „nach der neuen Einrichtung“, noch immer auf die vier Truhen verteilt: Kiste der Professoren, gleichzeitig Geldkasse (A), Kiste der Theologen (B), Kiste der Stipendien und Benefizien (C) sowie Kiste der Fakultät selbst (D). Außerdem ließ Dekan Vitus Anton Winter am 5. September 1798 die „Cista B, oder der Theologen“ öffnen und deren Inhalt inventarisieren, und zwar ohne Beiziehung des Universitätsarchivars.

Bei dieser Einteilung blieb es bis 1803. Am 26. Juli 1804 wurden diese Kisten samt Inhalt in das Herzogliche Georgianum, also in das neue Generalseminar, transportiert; „die Fakultät wollte die Kiste [D] offenbar nicht ganz der Universität überlassen u[nd]. übergab sie daher dem Georgianum zur Aufbewahrung.“ Bei seinen Inventarisierungsarbeiten im Archiv konnte Direktor Andreas Schmid noch drei Truhen feststellen: Cista professorum (A), Cista theologorum (B) und Cista facultatis (D). Heute sind nur mehr zwei Truhen vorhanden: Kleine Fakultätskiste (B) und Große Fakultätskiste (D). Direktor Karl Borromäus Thumann ließ die Kiste (B) 1860 ein zweites Mal öffnen. Damals befand sie sich auf der Bibliothek und enthielt kein Archivgut, sondern altes Silber („Fragmente eines Heiligenbildes und verschiedenen Altarschmuckes“) aus der Hauskapelle. Über den Inhalt der Kisten (B) und (D) berichtet Direktor Andreas Schmid: „Die Akten wurden 1890/91 bei Ordnung des Archivs in Mappen aufgestellt.“ – „Die Akten, welche gefaltet in Bündel zusammengeschnürt waren, wurden 1890/91 von H[er]r[n] Secretär Göbl Sebastian entfaltet u[nd]. in Mappen gelegt u[nd]. katalogisirt.“

Für die Katholisch-Theologische Fakultät an der Ludwig-Maximilians-Universität existieren folglich zwei Aktenbestände, zunächst für die ältere Zeit im Georgianumsarchiv, dann für die Jahre ab 1803/04 im Universitätsarchiv. Ganz offensichtlich beruhend auf einer Absprache zwischen Direktor Walter Dürig und Prof. Johannes Spörl, dem damaligen Vorstand des Universitätsarchivs, wurde gegen Ende der 1960er Jahre, ein genauer Zeitpunkt läßt sich nicht mehr ermitteln, eine Bereinigung durchgeführt, und zwar in der Form, daß der Bestand aus dem Georgianum in die Universität kam. In erster Linie dürfte eine erleichterte Benutzbarkeit intendiert gewesen sein. Unterlagen zu diesem Vorgang fehlen, doch offiziellen bzw. offiziösen Verlautbarungen zufolge handelt es sich um eine zeitige Leihgabe. Diese Bereinigung wurde seinerzeit sehr unsystematisch, geradezu unglücklich vorgenommen. Die einschlägigen Akten wurden annähernd vollständig übernommen, die buchförmigen Archivalien etwa hälftig, die Urkunden überhaupt nicht. Nachdem der Georgianumsbestand Theologische Fakultät im Universitätsarchiv somit höchst unvollständig ist, sollte dringend an eine Bereinigung, und zwar in der entgegengesetzten Richtung, gedacht werden!


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