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Oktober 2014

UAM, VA A II 81,3 Neubau der Tierärztlichen Institute…

Akten, welche über das berichten, was letztendlich gar nicht zustande kam und nur Plan blieb, sind mindestens genauso spannend wie die, die uns die Genese dessen zeigen, was wir als Ergebnis heute vor Augen haben oder einst hatten.

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Vor exakt hundert Jahren, zum 1.10.1914, wurde die einstige Tiermedizinische Hochschule mit allem Drum und Dran als eigenständige Tiermedizinische Fakultät Teil der Universität München. Den Münchnern ist diese Einrichtung mit ihren Gebäuden am Englischen Garten seit über hundert Jahren ein vertrauter Anblick und vielleicht manchmal auch olfaktorisch in Erinnerung.

Der Blick durch die (heute noch existierende) kleine Eingangspforte auf das Gelände der Institute und Kliniken wurde bis in die 1930er Jahre oft als „ländlich idyllisch“ beschrieben. Dahinter versteckten sich aber in Wahrheit massive Probleme, was die räumliche Ausdehnung, die „Belästigungen“ für die gut situierte Bürgerschaft am Englischen Garten, oder aber schlicht die überregionale Anerkennung der Einrichtung bei den fachwissenschaftlichen Kollegen betraf.

Noch bevor die Hochschule zur Fakultät der Universität München geworden war, hatte man deren beengten Verhältnisse zwischen Königinstraße und Schwabinger Bach auch im Landtag erkannt; erste Pläne für einen komplett neuen „Campus“ lagen beim Universitätsbauamt 1914/15 vor: Ein Areal südlich des Luitpoldparkes im Bereich von Clemens-, Karl-Theodor-, Belgrad- und Hiltenspergerstraße sollte die gesamten tierärztlichen Institute aufnehmen und noch Erweiterungsflächen vorhalten. Neben lokalen Problemen verhinderte dies – wie so vieles – der Erste Weltkrieg.

Die Pläne lebten in der Weimarer Republik dergestalt wieder auf, daß man nun versuchte, für einzelne Einrichtungen der Fakultät auf einem Erweiterungsgelände nördlich und östlich des Schwabinger Baches (dem früheren „Hofblumentreibgarten“) Neubauten zu errichten, z.B. für die Tierpathologie, die Anatomie und die Tiergynäkologie. Die Finanzierung erster Bauten stand erstmals 1935 greifbar nahe. Als diese wieder fehl schlug, kam als Plan B erneut eine Gesamtverlegung unter Verwertung des alten Geländes in die Diskussion. Und wie es so ist, wenn ein Plan B ins Spiel kommt: Keiner der Pläne wurde – wie es die heutigen Münchner ja sehen können – letztendlich verwirklicht.

Vielmehr wurde ja bekannterweise eine solche Entscheidung anderweitig getroffen: Am Ende des Zweiten Weltkrieges lagen etwa 95% des Baubestandes der Tierärztlichen Fakultät in Schutt und Asche: Der Wiederaufbau fand als kompletter Neubau – allerdings auf dem alten Gelände – statt. Nur besagtes kleines Tor, das vom Zugang zum Englischen Garten aus einst zu den Instituten führte, ist letzter Zeuge der alten Bausubstanz, gleichermaßen als Denkmal. Ansonsten sind uns die Neu-Bauten der 1950er-Jahre auf diesem Gelände auch vom Englischen Garten her vertrauter Anblick – wie lange noch. Denn Schleißheim wird wohl das ersetzen, was aus den 1910er und 1930er Jahren als Plan in den Akten überlebt hat. Es sei denn, nachfolgende Generationen finden einmal auch diese Pläne – und nur die Pläne – in den Akten vor. Das wollen wir doch aber nicht hoffen. 

Das Universitätsarchiv jedenfalls gratuliert der Tiermedizinischen Fakultät unserer Universität zum 100jährigen Bestehen am 1.Oktober 2014. Für alle kommenden Veränderungen, vor allem die räumlichen, wünschen wir gutes Gelingen. Ad multos annos!

WS

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