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BGLMU 4

Elisabeth Kraus (Hrsg.): Die Universität München im Dritten Reich.
Aufsätze. Teil II.

München: Herbert Utz Verlag 2008, 624 S., Abb., brosch bzw. fest geb.

Inhalt:

Elisabeth Kraus: Einführung

Otmar Plöckinger: Adolf Hitler als Hörer an der Universität München im Jahr 1919. Zum Verhältnis zwischen Reichswehr und Universität

Andreas Englhart: „Keine eindeutige Persönlichkeit“ - Der ‚Theaterprofessor’ Artur Kutscher und die Theaterwissenschaft an der Universität München

Gregor Babaryka: Das Pathologische Institut der Universität München in der Ära Max Borst von 1910 bis 1946

Daniela Stöppel: Die Politisierung der Kunstgeschichte unter dem Ordinariat von Wilhelm Pinder (1927-1935)

Christian Fuhrmeister: Das Kunsthistorische Seminar der Universität München und die Sektion (Deutsche) Bildende Kunst der „Deutschen Akademie zur wissenschaftlichen Pflege und Erforschung des Deutschtums“ – Verbindungen, Überschneidungen und Differenzen

Patricia von Papen-Bodek: Judenforschung und Judenverfolgung: Die Habilitation des Geschäftsführers der Forschungsabteilung Judenfrage, Wilhelm Grau, an der Universität München 1937

Veronika Goebel: Das Institut für Tierzucht der Universität München in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Elisabeth Vaupel: Nützliche Netzwerke und „kriegswichtige“ Forschungsprojekte: Die Handlungsspielräume des Chemie-Nobelpreisträger Heinrich Wieland (1877-1957) im Dritten Reich

Karsten Jedlitschka: Ein vergessenes Kapitel des transatlantischen Pazifismus’ – Die New History Society (1929–1958)

 

Zum Buch:

Wie bereits im ersten Aufsatzband werden auch hier Institutionen, Personen und Fächer sowie die in ihr betriebene Wissenschaft an der Universität München in der Zeit des Nationalsozialismus in den Blick genommen und all ihre Verhaltensweisen innerhalb des breiten Spektrums zwischen Anpassung und Widerstand beschrieben. Auch für die jetzt vorliegenden Beiträge stellten sich diese Fragen: Wie sah es bei dem einzelnen Institut oder Seminar, dem Hochschullehrer bzw. einer mit der LMU vernetzten Einrichtung konkret aus mit der Gleichschaltung oder gar Selbstgleichschaltung, mit Opportunismus und Karrierismus, mit Gleichgültigkeit und Resignation, mit Renitenz und Resistenz, mit Opposition und Aufbegehren? Wie stand es um das Verhältnis von völkisch-rassistisch kontaminierter und wertneutraler Wissenschaft? Wie gestaltete sich im Einzelfall die Auseinandersetzung zwischen dem Politischen und dem Fachlichen?

Die Antworten darauf fallen differenziert aus; kein einheitliches, sondern facettenreiches Bild zeichnet sich ab: Die Extreme der Verhaltensweisen und Handlungsvarianten von Hochschullehrern, also klare und kämpferische NS–Parteigängerschaft zum einen und offener Widerstand mit massiver Gefährdung sowohl des Regimes wie der eigenen Person zum andern, sind denkbar selten an der LMU auszumachen. Dazwischen gab es eine Fülle von Aktionsweisen; hierbei trifft man am ehesten noch auf den Typ des fachlich sehr kompetenten, daher schwer angreifbaren und auch kaum zu ersetzenden Wissenschaftlers. Nur sehr vereinzelt aufzuspüren sind Hochschullehrer und Wissenschaftler, die aufgrund ihrer nationalen wie internationalen Reputation nicht nur relativ ungestört forschen und lehren konnten, sondern ihre Freiräume für nonkonforme Studenten und Mitarbeiter nutzten. Erstaunlich häufig findet sich dennoch die Wahrung des fachlich–wissenschaftlichen Primats vor dem politischen, wobei die Gründe dafür höchst unterschiedlich waren.


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