Universitätsarchiv
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November 2011

Die handgezeichnete, nicht genordete Augenscheinkarte aus dem späten 16. Jahrhundert darf für die Bestände des Universitätsarchivs, insbesondere für dessen Urkundenbestände in denen sie überliefert ist, als Seltenheit gelten. Obwohl der Aktenzusammenhang der Karte kaum mehr zu rekonstruieren sein dürfte, darf das Stück als ein Mittel zur Beilegung eines Rechtsstreits betrachtet werden. Dazugehöriges Schriftgut aus derselben Zeit konnte bislang im Magazin des Universitätsarchivs leider nicht ausgemacht werden.

Die dargestellte Landschaft kann im Bereich westlich des Dorfes Stepperg in der Gemeinde Rennertshofen im heutigen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen verortet werden. Sowohl das Dorf Stepperg am linken Kartenrand, als auch das Waldgebiet „Stöpperg Das holtz“ erlauben diese Lokalisierung. Die Augenscheinkarte stellt vor allem einen umgrenzten Bereich dar, der in einem Rechtsverhältnis zur Universität Ingolstadt gestanden haben dürfte. Zur Grenzmarkierung dienen alte Baumstümpfe und Bäume, (durchnummerierte) Pfähle, Flüsse und Bäche sowie Mark- bzw. Grenzsteine. Innerhalb dieses Bereichs liegt nun die strittige Wiese, um die sich die Universität Ingolstadt oder einer ihrer Angehörigen gestritten haben dürfte, wohl mit einem gewissen Kirchperger, der in der Nachbarschaft der strittigen Wiese ein großes Grundstück bewirtschaftete und auch in der Nota der Karte genannt wird.

                                    Kartenausschnitt rechter oberer Bereich inklusive dem Stepperger Holz

Kartenausschnitt rechter oberer Bereich inklusive dem Stepperger Holz

Auffällige naturräumliche Gegebenheiten, die in der kolorierten Federzeichnung dargestellt werden, sind etwa ein Zwillingsbaum aus zwei Fichten (2 pinn peum), Felsen am Südufer der Donau oder etwa ein Überflutungsbereich der Donau, der wohl im Sinne von Schwall der „Swal“ genannt wird. Möglicherweise handelt es sich dabei um den „Swal“ aus dem Jahr 1368, der uns bereits im Stück des Monats November 2010 begegnete. Markant ist ferner der im oberen Kartenbereich gelegene Stepperger Wald, der auf der Karte „Stöpperg Das holtz“ heißt. Auch heute ist dies immer noch oder wieder eine recht waldreiche Gegend.

Schließlich sind im rechten oberen Bereich zwei kleine Zettel auf die Karte geklebt, die mit "Adams von Stauda grundtwisen" und "Haug Martin von Hausen grundtwisen" beschriftet sind. Unter diesen beiden Zetteln war ursprünglich "Ein stillsteendt Altwasser" ausgewiesen, das nach seiner Austrocknung als Wiese genutzt werden konnte.

AK

Literatur:

Altbayerische Flußlandschaften an Donau, Lech, Isar und Inn. Handgezeichnete Karten des 16.-18. Jahrhunderts aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv (= Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 37), von Gerhard Leidel und Monika Ruth Franz, München 1998.

Thomas Horst, Die älteren Manuskriptkarten Altbayerns. Eine kartographiehistorische Studie zum Augenscheinplan unter besonderer Berücksichtigung der Kultur- und Klimageschichte (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 161), München 2009.


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