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Juli 2013

Entwurfszeichnung für das Ernest von Grossi-Denkmal von Ludwig Michael Schwanthaler
Universitätsarchiv München, D-XI-4

1879 schrieb der Medizinhistoriker August Hirsch über den fünfzig Jahre zuvor verstorbenen Münchner Arzt und Universitätsprofessor Ernest von Grossi, jener sei „wegen seiner Liebenswürdigkeit und Lehrfähigkeit von seinen Schülern vergöttert“ worden. Ein Akt im Universitätsarchiv München widerspricht dem nicht, sondern dokumentiert die zielstrebigen Bemühungen, für Grossi rasch nach seinem Tod am Silvestertag 1829 ein steinernes Denkmal zu errichten. Die Gestaltung oblag Ludwig Michael Schwanthaler. Das Universitätsarchiv München bewahrt eine seiner Entwurfszeichnungen für dieses Denkmal.

Entwurfszeichnung

In Schwanthalers Feder- und Bleistiftzeichnung ruht das Monument für Grossi auf einer kleinen Erderhebung zwischen zwei raumgreifenden Bäumen. Auf einem mehrfach abgestuften und sich dennoch in schlichter klassischer Formensprache präsentierenden Sockel positionierte Schwanthaler eine Plinthe mit Volutendekor und darauf die Hermenbüste des zu Gedenkenden. Wie um den unten auf dem Blatt angegebenen Maßstab der Zeichnung lebendig werden zu lassen, fügte der Künstler mit lockerem Strich eine menschliche Figur am Fuß des Denkmals bei.

Lithographie 

Anlässlich der Enthüllung des Denkmals am 21. Juli 1831 erschien eine Broschüre mit der Gedenkrede jenes Tages, aber auch mit einer Lithographie des realisierten Monuments. Verglichen mit Schwanthalers Zeichnung im Universitätsarchiv treten kleine, aber deutliche Unterschiede zutage. Neben Modifizierungen bei der Gestalt des Sockels und dessen Verzierung sind es vor allem die Züge des Dargestellten, die sich bezüglich Zeichnung und Ausführung unterscheiden. Hatte Schwanthaler zunächst noch recht allgemein einen von Locken umrahmten Jünglingskopf skizziert, trug die ausgeführte Büste schließlich die authentischen Züge Ernest von Grossis. Hierzu waren, wie ein Schriftstück im Universitätsarchiv beschreibt, gleich zehn Professorenkollegen „des sel. v. Grossi“ in Schwanthalers Wohnung gebeten worden, um „dem Künstler über […] Ähnlichkeit u. übrige Behandlung ihre gefälligen Bemerkungen zu machen“.

Nicht nur an diesem für eine Porträtbüste zentralen Punkt halfen Angehörige der LMU mit, dem Denkmal Gestalt zu verleihen. Ging die Initiative hierzu bereits kurz nach Grossis Ableben aus dessen dankbarer Studentenschaft hervor, machte sich LMU-Rektor Friedrich Wilhelm Thiersch das Einwerben von Spendengeldern umgehend zu eigen und vertrat ebenso engagiert wie erfolgreich das Anliegen gegenüber Regierung, Stadt und Öffentlichkeit. Fast das gesamte veritable Spendenaufkommen in Höhe von 1072 fl. und 32 kr. erhielt „für die Büste, die Basis und die Aufstellung“ Ludwig Michael Schwanthaler, der in den darauffolgenden beiden Jahrzehnten bis zu seinem Tod 1848 zum bedeutendsten in München ansässigen Bildhauer avancierte.

Denkmal

Der ursprüngliche Standort des Grossi-Denkmals war das Gartengelände des Krankenhauses an der Ziemssenstraße, dem einstigen Wirkungsort Grossis. Seit 1900 steht das Denkmal – versehen mit einem neuen Sockel – in der Grünanlage zwischen Ziemssenstraße und Sendlinger Tor, ähnlich gerahmt von Bäumen wie in Schwanthalers Zeichnung. Während Verwitterung dem Denkmal dort sichtbar zu Leibe rückt, bewahrt Schwanthalers Zeichnung im Universitätsarchiv München – zumal die von Frank Otten in seinem Schwanthaler-Werkverzeichnis genannten Entwurfszeichnungen zum Grossi-Denkmal dieses nicht zeigen – einen ursprünglichen Eindruck von einer Herzensangelegenheit der Jahre 1830/31, Professor Ernest von Grossi ein bleibendes Andenken zu sichern.

MM

Literatur:

Otten, Frank: Ludwig Michael Schwanthaler 1802-1848. Ein Bildhauer unter König Ludwig I. von Bayern. Monographie und Werkverzeichnis, München 1970, S. 147-148.

Rank, Gertrud: Handzeichnungen des Bildhauers Ludwig Schwanthaler. Die erzählenden Darstellungen im Zeichen von Philhellenismus und romantischem Geist, München 2002.

Klein, Matthias: Das Stadt- und Bürger-Denkmal in München zwischen 1818 und 1869. Öffentliche Monumente, Grabdenkmäler, Geschenke, München 2005, S. 20-29.

Chevalley, Denis A. / Weski, Timm: Denkmäler in Bayern, Landeshauptstadt München Südwest, Band 2, München 2004, S. 459 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).

Hirsch, August: Ernest von Grossi, in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 751 (online).

Rede zu Grossi’s Andenken. Gesprochen in der academischen Aula der Ludwig-Maximilians-Universitaet zu München, am 21. Juli 1831 von Dr. B. H. Breslau, Professor der Heilkunde etc. Nebst einer Beylage ueber das dem Andenken Grossi’s errichtete Denkmal, München 1831.


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