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August 2015

Akten des Verwaltungsausschusses/ Hypothekenakt VA-Hypotheken 208

Nach all den ansehnlichen Stücken der letzten Monate wollen wir Sie nicht permanent mit reinen Besonderheiten unserer Bestände überfordern. Vielmehr nehmen wir die kommende Ruhe des Ferienmonats zum Anlaß, daran zu erinnern, daß in einem Archiv wie dem unseren doch überwiegend „schnöde Akten“ zu finden sind.

Ab und zu haben wir auch in früheren Jahren einfach einmal in eine unserer zahllosen Archivschachteln gegriffen und herausgeholt, was uns so zufällig in die Finger kam. Dies wollen wir hiermit zur Tradition werden lassen! Heute greifen wir deshalb in eine Schachtel mit Hypothekenakten aus der Bestandsgruppe „VA“ (Verwaltungsausschuß) und halten nun die Akte 208 in Händen.

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Es geht hier nicht etwa um eine Hypothek der Universität, vielmehr geht es um das durch eine Hypothek abgesicherte Darlehen der Universität an ein Handwerksmeisterehepaar in Höhe von 8.000 Goldmark. Das Beispiel zeigt uns, daß die Universität im Rahmen ihrer Vermögensselbstverwaltung gegenüber Bürgern häufig als Gläubigerin aufgetreten ist, indem sie diesen Darlehen gegen Sicherungshypotheken geboten hat. Das Geld dafür war aus eigenem Körperschaftsvermögen, u.a. auch aus sog. „Rentanwesen“, verfügbar. In der Nachinflationszeit kam Geld auch von einer großen Stiftung, welche anläßlich des 100jährigen Bestehens der LMU in München errichtet worden war (Einhundertjahr-Stiftung von 1926). Mit diesem Geld wurde eben „gearbeitet“, um dann aus den Erträgen v.a. Stipendien für bestimmte Zwecke oder Studierende ausbezahlen zu können.

Im vorliegenden Fall läßt sich aber auch die Ambivalenz solche einer Finanzierungsform für eine Bildungseinrichtung erkennen: Das Darlehen war 1927 gewährt worden, bekanntlich waren die nachfolgenden Zeiten einer gedeihlichen wirtschaftlichen Entwicklung dann nicht besonders förderlich. Als die Universität 1950 dann aufgrund eigener dringender Bedürfnisse die Restschuld des Darlehens fällig stellte, konnte die Handwerkersgattin, mittlerweile verwitwet, diese 800,- DM nicht zurückzahlen. Die Universität benötigte das Geld für den Wiederaufbau selbst dringend, die Witwe hatte das Geld in dieser Zeit – fast möchte man sagen „natürlich“ – nicht zur Verfügung. Dem wiederholten Drängen der Universität, man müsse ja auch den darbenden Studierenden mit Stipendien helfen, konnte sie also nur die eigene Ohnmacht entgegensetzen. Letztendlich einigte man sich dann darauf, die Restschuld in Monatsraten zu 100,- DM zu begleichen.

Auf all die Details, die damit verbunden sind, hier einzugehen, würden Platz und auch Sinn dieser Rubrik sprengen. Aber wir wollten zeigen, daß nahezu jedes Stück in unserem Hause doch wunderbar die Anforderungen für ein Stück des Monats erfüllen kann: Wir verweisen mit der Bestandsgruppe „Verwaltungsausschuß“ darauf, daß diese Einrichtung zur autonomen Vermögensverwaltung der Universität vor genau 200 Jahren, also 1815, in Landshut geschaffen wurde und noch nach dem Zweiten Weltkrieg existierte, später noch als sog. Haushaltskommission weiterlebte. Weiterhin knüpfen wir damit auch an das vorherige Stück des Monats an: Hier ging es ja um das Stipendienwesen früherer Zeiten. Und letztendlich möchten wir mit diesem Beispiel darauf hinweisen, daß gerade eine umfassende Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte unserer Universität noch ein großes Desiderat darstellt.

Damit wollen wir Sie erst einmal in den Urlaub entlassen und wünschen Ihnen eine gute und erholsame Zeit!

WS

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