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Romreisen und Romandenken (2011)

Die Kavalierstouren nach Italien und Rom in der Form, wie sie sich seit dem 16. Jahrhundert entwickelt hatten, gaben das Modell ab, wie der Reisende von Stand die Ewige Stadt erkunden sollte. Dabei konnten gesellschaftlich-künstlerische Interessen durchaus eine gangbare Symbiose eingehen mit der traditionelleren Pilgerfahrt. Erst die Eisenbahn, die noch in den letzten Jahren des Kirchstaates nach Rom geführt worden war, veränderte die traditionell vorgegebenen Strukturen: Romreisen war ab da keine elitäre Angelegenheit mehr. Diese Entwicklung möchte die Ausstellung mit wenigen Strichen nachzeichnen. Sie möchte außerdem aufzeigen, dass sich in der Ludwig-Maximilians-Universität und im Herzoglichen Georgianum Schätze befinden, die man dort niemals vermuten würde.

Um die eigene Romfahrt zu dokumentieren, brachten Adelige gerne Souvenirs mit nach Hause, meistens Druckgraphik (in seltenen Fällen auch einmal ein Musikstück). Die Nachfrage bedienten die vor Ort ansässigen Künstler mit Vedutenserien (Giuseppe Vasi, hier zu sehen, und Giovanni Battista Piranesi) und Stadtplänen (Giovanni Battista Nolli). In der Graphiksammlung des Georgianums haben sich Teile solcher Serien erhalten. Diese Graphiksammlung wurde von dem Münchener Philosophen und Universitätsprediger Martin Deutinger d. J. (1815–1864) zu Demonstrationszwecken angelegt und umfasst heute über 20.000 Blätter.

Erkundungen vor Ort nahm man entweder in Begleitung eines Cicerone vor oder griff zu einem gedruckten Reiseführer, zu haben in den Läden rund um die Piazza Navona. Es gab sie in allen Variationen, einsprachig oder polyglott, mit Bildern oder nur Text, in Form eines praktikablen Handbuches oder schwerfälligen Folianten. Bei allem Hang, auf Reliquien und Altäre in möglichster Vollständigkeit hinzuweisen, fehlen doch nie die Ausführungen über die Werke der zeitgenössischen Künstler in Palästen und Kirchen. In der Bibliothek des Georgianums findet sich eine Reihe solcher Führer, interessanterweise sämtlich aus geistlichem Besitz.

Das Medium der Fotografie führte schließlich dazu, dass je länger je mehr Ansichten der Stadt zu erschwinglichen Preisen und in beliebiger Zahl Verbreitung finden konnten. Pionierrollen spielten die sog. Malerfotografen, also Maler, die sich autodidaktisch mit dem neuen Medium vertraut gemacht hatten und die dieses mit besonders künstlerischem Blick handhabten. Interessenten begaben sich in das Geschäft des deutschen Buchhändlers Josef Spithöver zu Füßen der Spanischen Treppe, der ein reichhaltiges Sortiment an Fotoserien namhafter römischer Ateliers vorrätig hatte. Bei ihm könnte auch die repräsentative Serie des Universitätsarchivs erstanden worden sein.


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