August 2010
Hätte die Universität mitentscheiden dürfen, wäre es 1835 nicht zu einem Neubau gekommen. Rektor Thaddäus Siber, ein im nüchternen Kalkulieren versierter Physiker, fürchtete die finanziellen Belastungen für seine Institution. Denn die Kosten des von König Ludwig I. initiierten Bauvorhabens sollte die Universität zu einem Großteil selbst bestreiten. Wäre es nach Siber gegangen, so wären kleinere Umbauten im bisherigen Domizil, dem früheren Jesuitenkolleg Wilhelminum neben der Michaelskirche, hinreichend gewesen.
Freilich setzte der König seinen Willen durch. Am 25. August 1835, Ludwigs Geburts- und Namenstag, beging man – in strömendem Regen – die feierliche Grundsteinlegung des Universitätsgebäudes sowie des auf der gegenüber liegenden Straßenseite situierten Herzoglichen Georgianums. Ein gedrucktes Programm veranschaulicht den Ablauf des Festaktes. „Um 3 Uhr Nachmittags“ traf „Seine Durchlaucht der Herr Staatsminister des Innern“ am „Thor des Bauplatzes“ ein. Dort erwarteten ihn bereits der Rektor, die Mitglieder des Verwaltungsausschusses, die für den Festakt bestimmten Zeugen und der Architekt der Bauten, Friedrich von Gärtner. Nach zwei Ansprachen schritt man zunächst zur Setzung des Grundsteins des Universitätsgebäudes.
Besagtem Grundstein gab man ein „Bildniß Seiner Majestät des Königs“, „die Platte mit der Zeichnung des Baues“, „die Schriftplatte mit der kurzen Nachricht über die Entstehung des Baues“, „eine goldene Uhr“ sowie „die verschiedenen unter der Regierung Seiner Majestät des Königs ausgeprägten Geschichtsthaler“ bei. Hierunter war folglich auch jener Geschichtskonventionstaler aus dem Jahr 1833, der im Gedenken an die Verlegung der Landesuniversität von Landshut nach München geprägt worden war.
Anschließend begab man sich auf die östliche Straßenseite zur Grundsteinlegung des „Klerikal-Seminar-Gebäudes“. Auch dort wurde unter anderem eine Schriftplatte mit der kurzen Nachricht über die Entstehung des Baues beigegeben. Ein Abdruck jener Schriftplatte hat sich im Archiv des Herzoglichen Georgianums erhalten.
Nach fünf Jahren Bauzeit waren die beiden Neubauten bezugsfertig. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieß die Universität infolge stark angestiegener Studierendenzahlen an ihre räumlichen Grenzen. German Bestelmeyer erweiterte das Universitätsgebäude Richtung Westen ringsum einen zentralen Lichthof. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, bildet das wieder aufgebaute Hauptgebäude der LMU heute ungeachtet aller über die Stadt verteilten Standorte mehr denn je das Herzstück der Ludwig-Maximilians-Universität.
Im Frühjahr 2011 veranstaltet das Universitätsarchiv im Auftrag des Universitätspräsidiums ein zweitägiges Symposium zur Geschichte und Erinnerungskultur des Universitätshauptgebäudes.
Gedrucktes Programm zur Grundsteinlegung des
Universitätshauptgebäudes und des Herzoglichen
Georgianums am 25. August 1835 (AHG, II 128)
MM
Literatur:
Boehm, Laetitia / Spörl, Johannes (Hrsg.): Ludwig-Maximilians-Universität. Ingolstadt – Landshut – München 1472–1972, Berlin 1972, S. 244–245.
Grasser, Walter: Bayerische Geschichtstaler. Von Ludwig I. und Maximilian II., Rosenheim 1982, S. 28–32.
Huber, Ursula: Universität und Ministerialverwaltung, Berlin 1987, S. 38–60 (Ludovico Maximilianea: Forschungen, Bd. 12).