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Februar 2010

Reisekostenzuschuss für Dr. Eck zur Leipziger Disputation, 1519

(Archiv des herzoglichen Georgianums, III_11 I_57v).

Georg_III_11_57v. Stück des Monats   Epitaph Dr. Eck

Zur jungen Universität Wittenberg hielt Dr. Johannes Eck, der bedeutendste Kopf der Ingolstädter Theologischen Fakultät in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zunächst gute Beziehungen. Das änderte sich, als er gegen Martin Luthers Ablaßthesen vom Spätjahr 1517 seine „Obelisci“ schrieb. Diese „Anmerkungen“ waren für den Privatgebrauch des Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb bestimmt, kamen aber – durch Wenzel Link aus Nürnberg – im März 1518 in Luthers Hände. In die breitere Öffentlichkeit drangen sie zwar so wenig wie Luthers Gegenschrift („Asterisci“), doch was damit die Reihe scharfer polemischer Schriften und Aktionen eröffnet. Noch im Oktober 1518 hatte Eck mit Luther ein einigermaßen freundschaftliches Gespräch geführt. Auf der Leipziger Disputation im Juni und Juli 1519 kam es zur entscheidenden Konfrontation. Zunächst disputierte hier Eck mit Professor Karlstadt über die Gnadenwahl. Das folgende Streitgespräch zwischen Eck und Luther spitzte sich zu auf die Frage nach dem göttlichen Recht und dem Primat des Papstes, nach der Autorität der Konzilien und des kirchlichen Lehramtes überhaupt. Durch Ecks überlegene Disputierkünste in die Enge getrieben, sagte Luther, allgemeine Konzilien könnten irren und hätten geirrt, wie die Verurteilung der christlichen Artikel des Jan Hus in Konstanz gezeigt hätte. Luther erkannte ein höchstes kirchliches Lehramt, das die Heilige Schrift verbindlich auslegt, nicht mehr an. Die Schrift ist ihm einzige Quelle des Glaubens. Die Leipziger Disputation betrachteten später beide Seiten als siegreichen Erfolg. Formal betrachtet hatte wohl Eck durch sein gutes Gedächtnis und seine dialektische Gewandtheit geglänzt. Es war aber auch die kalte Schärfe seines Intellekts zutage getreten. Ihm ging es vor allem darum, Luther auf den Irrtum festzulegen, in häretische Konsequenzen hineinzutreiben und so zu siegen. Beim Wittenberger Mönch spürte man überzeugend und beeindruckend, wie ernst es ihm um das wahre Evangelium zu tun war, wie hart er um den „gnädigen Gott“ rang. In Leipzig fiel die erste klare Entscheidung in der dogmatischen Unklarheit der Zeit. Eck hatte deutlich gemacht, daß Luther nicht nur Reform der Mißstände wollte, sondern die geltende Struktur der Kirche bereits preisgegeben hatte.

Bereits vor der Abreise hatte Dr. Eck beim Akademischen Senat geltend gemacht, daß diese Disputation der Universität zu Ehre und Ruhm gereichen würde und darauf Ansprüche auf Reisegeld und Remuneration begründet. Der Senat verhielt sich zunächst ablehnend, stellte aber bei Rückkehr eine Genehmigung in Aussicht. Tatsächlich beschloß der Senat nach Heimkehr, Johannes Eck eine Remuneration zu geben. Ein gleiches tat die Theologische Fakultät. Im Dekanatsbuch findet sich diesbezüglich von der Hand des damaligen Dekans Dr. Eck ein Eintrag unter der Rubrik Einnahmen und Ausgaben der Fakultätskasse: „pro missio viii fl. ad disputationem lipsiam“.

 

 


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