Universitätsarchiv
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Februar 2012

Sommer 2005: Der Tiergynäkologischen Klinik der LMU nahe dem Englischen Garten stehen Umbaumaßnahmen bevor. Der Dachboden wird alsbald ausgebaut. In jahreszeitlich bedingter Hitze sichten Mitarbeiter des Universitätsarchivs den randvollen Speicher. Stapel von Behandlungsakten, Studien und Prüfungsunterlagen mehrerer Jahrzehnte wandern durch ihre Hände und schließlich per Transporter ins Archivmagazin. Mit dabei ist Zuwachs für die Objektsammlungen des Münchner Universitätsarchivs. Denn inmitten allem Schriftgut lagern auch dreidimensionale Stücke. Ein Bestand präparierter Tierhoden beispielsweise oder eine unscheinbare Schachtel mit der Aufschrift „Photoarchiv Prof. Baier“. Fast sieben Jahre später nimmt das Universitätsarchiv den Tag der Archive 2012 zum Anlass, der Spur dieses „Photoarchivs“ erstmals genauer nachzugehen.

Abbildung 1

Über die im Archiv aufbewahrten Personalakten ist der Urheber der Fotosammlung zu identifizieren. Prof. Dr. Walther Baier (1903-2003) lehrte von 1948 bis 1972 an der LMU. Als Lehrstuhlinhaber zunächst für Anatomie, später für Geburtskunde (ab 1952) prägte er Forschung und Lehre an der Tierärztlichen Fakultät in der Nachkriegszeit für ein Vierteljahrhundert. Im Ansehen eines Nestors der Münchner Tiermedizin verstarb Baier 2003 im Alter von fast 100 Jahren.

Die ins Universitätsarchiv gelangte Fotosammlung verweist zurück auf Baiers Lebensspanne als Hochschullehrer - und im Grunde genommen noch weiter zurück. Denn Walther Baier besaß bereits lange vor seinem Amtsantritt 1948 die Qualifikation zum Professor. 1931 hatte er sich im Alter von gerade mal 28 Jahren habilitiert und stand vor einer vielversprechenden akademischen Karriere. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und Baiers Gesinnung gegen deren Gedankengut jedoch führten zu einem tiefen Einschnitt in seiner Vita: Ausschluss aus dem Staatsdienst, „aus politischen Gründen“. Eine Tätigkeit als Professor an einer deutschen Hochschule blieb ihm bis Kriegsende untersagt. Baier musste stattdessen seinen Unterhalt als Landtierarzt im unterfränkischen Marktheidenfeld verdienen. Die Fortsetzung seiner Universitätskarriere war vorerst in weite Ferne gerückt – der Grundstock für eine lehrreiche Fotosammlung hingegen war bereits gelegt.

Spätestens ab 1931 und damit in seiner Zeit als habilitierter „Oberassistent und Prosektor“ an der Tierärztlichen Hochschule Hannover legte Walther Baier eine Sammlung fotografischer Aufnahmen für sich und seine zukünftige Lehre an, die erkrankte oder missgebildete Tiere dokumentiert. Ferner finden sich auch Aufnahmen abfotografierter Lehrmaterialien. Aus diesem Bestand von rund 250 Glasplattennegativen im Format 9 x 12 cm sowie vereinzelten Positiven zeigen wir Ihnen auf dieser Seite drei Beispiele. 

Einen umfassenderen Ausschnitt der Fotosammlung von Prof. Dr. Walther Baier präsentiert das Universitätsarchiv anlässlich des Tags der Archive 2012 am Samstag, den 3. März 2012 von 10 bis 17 Uhr im Deutschen Museum, München (Flyer und Plakat).

Abbildung 2          Abbildung 3

MM

Literatur

Baier, Walther: Als Veterinärstudent im München der zwanziger Jahre, Berlin und Hamburg 1990.

Driesch, Angela von den (Hrsg.): 200 Jahre tierärztliche Lehre und Forschung in München, Stuttgart und New York 1990, speziell S. 58-59.

Pressemitteilung P 27-98 der LMU zum 95. Geburtstag von Walther Baier [Kurzvita]


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