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Mai 2012

Am Bau der gotischen Martinskirche in Landshut waren seit dem 14. Jahrhundert mehrere Baumeister mit dem Vornamen Hans beteiligt. Dieser Umstand führte zu Problemen bei der Identifizierung der verschiedenen Baumeister.

So versuchte etwa anno 1878 der Landshuter Pfarrer Stadlbaur anhand von Urkundensiegeln, die der Baumeister Hans Stethaimer in den Jahren 1441 und 1455 verwendete, zu belegen, dass Hans Stethaimer mit seinem bedeutenden Vorgänger Hans von Burghausen identisch sei. Im Jahr 1950 wurde Stadlbaur dann von Peter von Baldass insofern widerlegt, als dieser die Wappengestaltung auf den Siegeln in Form zweier Winkelmaße, welche auch mit Hans von Burghausen in Verbindung gebracht werden, vielmehr als Bauhüttenzeichen und weniger als Familienwappen erkannte.

Gleichwohl konnte sich zumindest von Baldass bei seiner Darstellung nicht mehr auf original erhaltene Siegelurkunden des Hans Stethaimer stützen. In den zu Rate gezogenen Archiven in Landshut und München konnte er 1950 nämlich keine entsprechenden Originalurkunden finden. Dass er eine solche Originalurkunde des Hans Stethaimer im Archiv der Universität München hätte finden können, konnte von Baldass damals schwerlich ahnen. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in diesem Münchner Wissenschaftsarchiv eine Urkunde zur Personengeschichte der Landshuter Basilika St. Martin erhalten hat.

Urkunde des Hans Stethaimer vom 4. März 1441

(Urkunde des Hans Stethaimer vom 4. März 1441)

In der vorgestellten Urkunde verkauft Hans Stethaimer zusammen mit seiner Ehefrau Anna dem Landshuter Franziskanerkloster gegen eine nicht genannte Summe seine als Freieigen innegehabte Schwaige bei der mittleren Mühle zwischen Bruckberg und Edlkofen westlich von Landshut. Über den verkauften Bauernhof erfahren wir aus der Urkunde noch, dass er seinem Herrn eine jährliche Gült von zwei Pfund Landshuter Pfennigen sowie eine Naturalabgabe von Eiern und Gänsen einbrachte. Da die Universität im Jahr 1800 nach Landshut verlegt wurde, das Landshuter Franziskanerkloster aber bereits 1802 aufgelöst wurde, dürfte das Stück des Monats Mai etwa in dieser Zeit in das Universitätsarchiv gelangt sein.

kopiale Überlieferung der Siegel des Hans Stethaimer

(kopiale Überlieferung der Siegel des Hans Stethaimer)

Als erster Siegler wird im Urkundentext Hans Stethaimer genannt. Erinnert man sich nun an die unauffindbaren Originalurkunden im Jahr 1950 und wirft dann einen Blick auf das original erhaltene Siegel Stethaimers, kehrt schnell Ernüchterung ein; es ist an Urkunden des 15. Jahrhunderts leider immer wieder zu beobachten, dass das Siegelbild durch die Verwendung von kleinen Pergament- oder Papierblättchen abgedeckt wurde. Mitunter wurden diese kleinen Blättchen später mit einem Messer eingeschnitten um das Siegelbild überhaupt erst sichtbar zu machen. Unser Stethaimer-Siegel wurde ebenfalls auf diese Weise verschlossen, so dass nicht mit letzter Gewissheit gesagt werden kann, wie dieses Stethaimer-Siegel genau aussieht. Dementsprechend dürfte in seltenen Fällen die kopiale Überlieferung aufschlussreicher sein als eine original erhaltene Siegelurkunde.

AK

Literatur:

Volker LIEDKE, Hanns Purghauser, genannt Meister Hanns von Burghausen, sein Neffe Hanns Stethaimer und sein Sohn Stefan Purghauser, die drei Baumeister an St. Martin in Landshut. In: Volker LIEDKE, Norbert NUSSBAUM, Hans PUCHTA: Beiträge zum Leben und Werk des Meisters Hans von Burghausen. Teil 1 (= Burghauser Geschichtsblätter. Folge 39), Burghausen 1984, S. 1–70.

Friedrich KOBLER: Epitaph des Hans von Burghausen an der Stadtpfarrkirche St. Martin bez. 1432. In: Franz NIEHOFF (Hrsg.): Vor Leinberger. Landshuter Skulptur im Zeitalter der Reichen Herzöge 1393–1503 (= Schriften aus den Museen der Stadt Landshut. Bd. 10). Band 1. Museen der Stadt, Landshut 2001, S. 282–287.

Peter von BALDASS, Hans Stethaimers wahrer Name, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band XIV (XVIII), Wien 1950, S. 47–64.

Karl STADLBAUR, Grabmal und Name des Baumeisters der St. Martinskirche zu Landshut, in: Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern XX (1878), S. 205 ff.


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