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September 2012

Die Harrach-Monstranz des Herzoglichen Georgianums, 1861
(Kunstsammlung des Herzoglichen Georgianums, Inv.-Nr. 107)

Das Stück des Monats September illustriert wieder einmal die enge Verbindung zwischen der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Herzoglichen Georgianum und offenbart darüber hinaus bedeutsame Einblicke in die frühere Geschichte unserer Universität am Ingolstädter Standort. Doch erzählen wir der Reihe nach:

Der bayerische Kurfürst Max Emanuel (reg. 1679–1726) errang Ruhm nicht nur als Feldherr, sondern auch als Kunstsammler. So erwarb er um 350 Pistolen (2.250 Gulden) in Paris einen Rosenkranz, bestehend aus ursprünglich 1.272 Smaragden, Hyazinthen, Nephriten und orientalischen Perlen. Diesen Rosenkranz schenkte er als Andenken seinem Beichtvater, dem Ingolstädter Jesuitenpater Ferdinand Orban (1655–1732). Orban war ebenfalls Sammler, allerdings mit einem wahrhaft enzyklopädischen Anspruch. Seine Kollektion umfasste nicht nur erlesene Kunststücke, naturwissenschaftliche Instrumente oder völkerkundliche Exponate, sondern auch Rara und Curiosa, etwa die Hirnschale von Oliver Cromwell (1599–1658). Vergleichbar mit der Orban’schen Sammlung ist nur das Museum Kircherianum in Rom. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 fiel die Sammlung Orban an die Universität Ingolstadt und wanderte mit dieser über Landshut 1826 nach München. Max Emanuels Rosenkranz fand auf diese Weise ebenfalls seinen Weg nach München.

Rosenkranz

Im Rahmen der liturgischen Geräte in der Kunstsammlung des Herzoglichen Georgianums nimmt die 1861 von dem Münchener Goldschmied Ferdinand Harrach (1821–1898) um 800 Gulden geschaffene neogotische Sternmonstranz in historischer, künstlerischer und materieller Hinsicht eine Spitzenrolle ein: in sie wurde nämlich der besagte Rosenkranz eingearbeitet. Das Kultusministerium als für Universität und Georgianum zuständige Aufsichtsbehörde beschloss diesbezüglich 1859, dass „der bei der jüngst stattgehabten Inventarisation und Extradition der Kassalokale aufgefundene kostbare, aus der Orban’schen Sammlung herrührende Rosenkranz unter ausdrücklichem Vorbehalte des Eigenthumes der K. Ludwig-Maximilians-Universität dahier, und insbesondere der zu derselben gehörigen Orban’schen Sammlung an der für das Georgianische Clerical-Seminar dahier anzuschaffenden Monstranz als Einfassung um das Sanctissimum befestiget werde“. Karl Borromäus Thumann (1820–1874), der damalige Direktor des Herzoglichen Georgianums, nahm daraufhin den Rosenkranz für die Einarbeitung in die Sternmonstranz in Empfang; Blechkapsel und Originalbehältnis gab er an die Universitätsbibliothek, von der die Orban’sche Sammlung damals betreut wurde, zurück. Außerdem händigte er dem Goldschmied Harrach silberne Fragmente eines in mehrere Teile zerlegten Brustbildes eines Heiligen und verschiedenen Altarschmucks aus der Hauskapelle, die er in einer Archivtruhe entdeckt hatte, aus mit der Bestimmung, das Metall für die Sternmonstranz zu verwenden. „Mit dem eingearbeiteten wertvollen Rosenkranz erhält die Georgianische Monstranz ein vorzügliches, ja einzigartiges Gepräge, dessen Wert weit über den Stand vergleichbarer zeitgenössischer Gegenstände hinausreicht.“ (Matthias Klein)

Monstranz         Ausschnitt

Ausschnitt          Ausschnitt

CS

Literatur:

STEPHANIE GILLES, Pater Ferdinand Orban (1655–1732). Gelehrter – Sammler – Jesuit. Eine Bestandsaufnahme. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 118 (2009) 289–304

MATTHIAS KLEIN, Münchener Goldschmiedekunst. Vom Wandel eines Gewerbes zwischen Handwerk und Industrie (1800–1868). Katalog zur Ausstellung im Münchener Stadtmuseum vom 23. April – 4. Juli 1993, München 1993

MATTHIAS KLEIN, Goldschmiedearbeiten im Herzoglichen Georgianum, o. O., o. J.

WERNER SCHNELL, Die Kunstsammlung. In: REINER KACZYNSKI (Hrsg.), Kirche, Kunstsammlung und Bibliothek des Herzoglichen Georgianums, Regensburg 1994, 39–128

WERNER SCHNELL, Eine Monstranz des 19. Jahrhunderts und ihr Kurfürsten-Schmuck. In: Epistula Nr. 33, 7–10


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