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Juni 2016

Berufung von Sigmund Riezler zum „ordentlichen Professor der bayerischen Landesgeschichte“, 14.7.1898

UAM, E-II-661

Sowohl für die Ludwig-Maximilians-Universität, als auch für die Geschichtswissenschaft an dieser Universität und nicht zuletzt für den bisherigen Oberbibliothekar an der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München, Dr. Sigmund Riezler, war der 4. Juli 1898 ein Tag von nicht geringer Bedeutung. Denn an diesem 4. Juli ernannte Prinzregent Luitpold im Namen „Seiner Majestät des Königs“ Riezler zum „ordentlichen Professor der bayerischen Landesgeschichte“ an der LMU. Diese Ernennung bedeutete freilich auch, daß es nach langen, zuerst fruchtlosen Bemühungen nun gelungen war, das Fach bayerische Landesgeschichte als eigenes Teilfach der Geschichtswissenschaft dauerhaft an der Münchner Universität zu etablieren.

Ein vorheriger von der Universität unterstützter Versuch, zumindest eine außerordentliche Professur mit einer separaten Besoldung für die bayerische Geschichte an der LMU einzurichten, war 1878/79 am Widerstand der patriotischen Landtagsmehrheit gescheitert (siehe Stück des Monats, März 2016). Dem in Frage kommenden Kandidaten, Karl Theodor Heigel, trauten die Patrioten, da Heigel als Nationalliberaler galt, nicht zu, bayerische Geschichte auf die richtige Art und Weise zu lehren.

Gut zwanzig Jahre später ging die Initiative, nun doch eine Professur, ja einen Lehrstuhl für bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität zu installieren, nicht mehr von der Universität bzw. vom Kandidaten selbst aus. 1897 griff höchstwahrscheinlich der damalige Kultusminister, Robert von Landmann, diese Idee auf. Wie 1878 war allerdings auch am Ende des 19. Jahrhunderts eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse an die Universität notwendig, um die ins Auge gefaßte Professur für bayerische Geschichte finanzieren zu können. Das bedeutete, daß abermals der Landtag das letzte Wort haben würde. Auf diese Weise bot sich allerdings gleichzeitig die Möglichkeit, zumindest indirekt über den in Rede stehenden Kandidaten für diese Professur abzustimmen. Landmann wiederum wußte ganz genau, mit wem er diesen Posten besetzen wollte: mit dem – wie Heigel – ebenfalls nationalliberalen Sigmund Riezler, der an der LMU studiert und sich dort 1869 habiliert hatte, der 1870 als Freiwilliger am Feldzug gegen Frankreich teilgenommen und anschließend eine Laufbahn als Bibliothekar eingeschlagen hatte. Den Ausschlag für Landmanns Wahl gab aber sicherlich der Umstand, daß Riezler zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Bände seiner „Geschichte Baierns“ veröffentlicht hatte, dieser ersten modernen wissenschaftlichen, gründlich aus den Quellen erarbeiteten Gesamtdarstellung der bayerischen Geschichte, die sich nicht nur der politischen, sondern u.a. auch der Kultur-, Kirchen- und Sozialgeschichte annahm. Riezlers hohes wissenschaftliches Renommee führte am Ende die Entscheidung herbei. Trotz seiner politischen Verortung im Lager der preußenfreundlichen Befürworter des Deutschen Reiches stimmte der mehrheitlich katholisch-konservative Landtag schließlich der vom Kultusminister geforderten Erhöhung des staatlichen Zuschusses zu. Daraufhin konnte Prinzregent Luitpold am 4. Juli 1898 seine Unterschrift unter Riezlers Berufung zum „ordentlichen Professor der bayerischen Landesgeschichte“ setzen.

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KW

 

Literatur

Katharina Weigand, Der Lehrstuhl für bayerische Landesgeschichte an der Universität München und sein erster Inhaber Sigmund von Riezler, in: Wilhelm Volkert – Walter Ziegler (Hrsg.), Im Dienst der bayerischen Geschichte. 70 Jahre Kommission für bayerische Landesgeschichte, 50 Jahre Institut für Bayerische Geschichte, München 1999², S. 307–350

Katharina Weigand, Sigmund von Riezler (1843–1927) und Michael Doeberl (1861–1928), in: Dies. (Hrsg.), Münchner Historiker zwischen Politik und Wissenschaft. 150 Jahre Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2010, S. 159–184


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