Universitätsarchiv
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Februar 2018

Die Gründung des Universitätsarchivs 1497

Valentin Rotmar: Annales Ingolstadiensis Academiae; Ingolstadt 1580, f. 64 v.; wieder in: Johann Nepomuk Mederer: Annales Ingolstadiensis Academiae, 4 Bde.; Ingolstadt 1782, Bd. 1, S. 52

(Bibliothek des Herzoglichen Georgianums, Hist. prof. 4° 157; Provenienz: Jesuitenkolleg Landshut)

 

Der Augsburger Schullehrer und nachmalige Ingolstädter Poet Valentin Rotmar gab Ende des 16. Jahrhunderts sein die Universität Ingolstadt betreffendes Annalenwerk heraus, das die Jahre 1472 bis 1580 abdeckte. Zum Jahr 1497 findet sich darin folgender, hier aus dem Lateinischen übersetzter Eintrag: „In diesem Jahr erbat die Universität von der Artistenfakultät, den bestimmten Teil eines Hörsaals eingeräumt zu bekommen, zum Zweck, wie sie es nannte, der Erbauung eines Archivs. Gerne stand die Fakultät ihr das zu, unter der Bedingung, dass auch sie selbst das Recht habe, ihre wertvolleren Dinge ebendort niederzulegen und zu verwahren. Das Alte Kolleg untersteht nämlich der Hoheit der Artistenfakultät.“

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Wörtlich wird die Passage erneut abgedruckt in Annalen von Johann Nepomuk Mederer (1782) sowie ins Deutsche übersetzt in der Universitätsgeschichte von Karl Prantl (1872).

Das Alte Kolleg der Universität Ingolstadt, ursprünglich das Pfründhaus des Stiftungswerks von Herzog Ludwig dem Bärtigen, wurde bei deren Gründung 1472 dem Kolleg der sechs bepfründeten Magister der Artistenfakultät eingeräumt, die Universität war also im Alten Kolleg nur Gast der genannten Fakultät. Neben Hörsälen für die drei anderen Fakultäten der Theologie, Rechtskunde und Medizin beherbergte das Gebäude die Wohnungen der Kollegiaten, die artistische Fakultätsbibliothek und die ebenfalls dieser Fakultät unterstehende Katharinen-Kapelle sowie Ratsstube und Karzer. Dem Annaleneintrag zufolge wurde 1497 in einem Hörsaal eine Trennwand eingezogen, hinter der sich künftig das Archiv der Universität, näherhin von Rektorat und Senat, befand sowie das Archiv der Artistenfakultät. Der von der Universitätsleitung ausgehende Schritt war anscheinend dringend nötig, um das Material aus 25 Jahren Universitätsgeschichte, also seit der Gründung 1472, adäquat aufbewahren zu können. Der Artistenfakultät scheint die Initiative der Universitätsleitung willkommen gewesen zu sein, bekam sie so doch ein Repositorium für ihre Unterlagen und Wertgegenstände, beispielsweise für die beiden Szepter von 1479 sowie 1485 und wohl auch für den einen oder anderen, bei akademischen Feiern zum Einsatz kommenden Pokal. Vermutlich befand sich der Archivraum im zweiten Stock des Alten Kollegs. Jedenfalls musste er 1564 an die Jesuitenpatres für deren Zwecke abgetreten werden. Das Archiv wanderte ins Erdgeschoß, wo es bis zum Wegzug der Universität 1800 Richtung Landshut bleiben sollte.

Forscher wie Karl Prantl, Karl Alexander von Müller oder Arno Seifert haben sich bemüht, die der Quellenstelle bei Rotmar zugrunde liegende Originalpassage zu finden, jeweils erfolglos. Insbesondere dem Universitätsarchivar Prantl und dem „wissenschaftlichen Hilfsarbeiter am Universitätsarchiv“ Müller standen dessen Bestände ungeschmälert, also ohne die vom Zweiten Weltkrieg gerissenen Lücken, zur Verfügung. Dies könnte ein Indiz sein, dass Unterlagen, die im 16. Jahrhundert noch greifbar waren, in den nachfolgenden Jahrhunderten verloren gegangen sind, nicht zuletzt in Anbetracht der fehlenden dauerhaften Betreuung der Bestände und des zweimaligen Umzugs 1800 nach Landshut und 1826 nach München.

 

CS


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