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Juli 2018

Universitätsbauamt an den Verwaltungsausschuß der LMU, 2.12.1919

(UAM, B-VI-17, Bd. 1)

1911 wurde in München der Erweiterungsbau des Hauptgebäudes der Ludwig-Maximilians-Universität München feierlich eingeweiht. Der Architekt, Dr. German Bestelmeyer, verwendete für die Innenausstattung dieses Erweiterungsbaues kostbarste Materialien, diverse Marmorsorten, Erz und edle Hölzer kamen zum Einsatz. Einer Ausschmückung gerade des heute sogenannten Lichthofes, der damaligen Zentralhalle, mit Büsten und Denkmälern aber stand Bestelmeyer skeptisch gegenüber; er vertrat die Ansicht, daß solche Ausschmückungen der Großartigkeit seiner Architektur1 eher schaden würden. Nur widerwillig akzeptierte er schließlich, daß noch vor der Einweihung zwei Kolossal-Statuen im Lichthof aufgestellt wurden, nämlich die aus weißem Carraramarmor gemeißelten, auf Postamenten neben der Verbindungstreppe zum 1. Stock hingelagerten Figuren von König Ludwig I. und dem Prinzregenten Luitpold.2

Unter den Universitätsangehörigen kam freilich rasch der Gedanke auf, daß die Hohe Schule noch über keinen gemeinsamen Ort der Erinnerung an große Gelehrte und Wissenschaftler verfüge, daß nun aber der Lichthof, mit seinen vielen freien und ungeschmückten Wandflächen sich für eine derartige Verwendung außerordentlich gut eignen würde. Der Akademische Senat wiederum konnte sich ein solches Ansinnen offensichtlich leichter zu eigen machen als der Architekt: Am 8. November 1919 beauftragte daher das Rektorat, gemäß dem Beschluß des Akademischen Senats, das Universitätsbauamt, „vorbereitende Arbeiten“ einzuleiten, um Büsten im Lichthof aufstellen zu können.

Allerdings zeigte sich das Universitätsbauamt in dieser Hinsicht um Qualität bemüht. Und so ging es im hier vorzustellenden Schreiben des Universitätsbauamtes an den Verwaltungsausschuß der Ludwig-Maximilians-Universität vom 2. Dezember 1919 einerseits um genaue Stellen im Lichthof, an denen Büsten installiert werden sollten: „Bei einer jüngst vorgenommenen Besichtigung des Hauses durch S. Magnifizenz unter Zuziehung des Herrn Professor von Hildebrand als Sachverständigen wurden als geeignete Plätze für die Anbringung von Büsten vor allem die Marmorwandflächen und Marmorpfeiler im Erdgeschoss der Haupthalle [des Lichthofes] und die beiden östlichen Stirnwände des Säulenumganges im 1. Stock begutachtet.“3 Andere Teile des Lichthofes wollte man dagegen, aufgrund mangelnder Beleuchtung, nicht für die Aufstellung von Büsten zur Verfügung stellen.

Andererseits ging es u.a. auch um die Materialbeschaffenheit dieser Büsten: „Nach den Erläuterungen S. Magnifizenz ist die Durchführung des Planes in der Weise gedacht, dass aus den zur Zeit in der Universität oder in den Instituten vorhandenen Marmor- und Gipsbüsten die für die Aufstellung geeignet erscheinenden Büsten ausgewählt werden sollen.“ Aus ästhetischen Gründen wurde allerdings in diesem Schreiben des Universitätsbauamtes besonders darauf hingewiesen, daß man von der Aufstellung von Gipsbüsten möglichst absehen solle. „Für die Architektur der Haupthalle ist durchweg edles Material verwendet, vor allem Marmor und Stuccolustro. Es würde vielleicht dem Stimmungswerte der Halle widersprechen, wenn hier ein Ersatzmaterial wie Gips unmittelbar vor den Marmorverkleidungen zur Aufstellung käme.“

Angesichts der beschränkten Mittel der Universität direkt nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg – die die Anschaffung neuer, allesamt aus einem Material gefertigter Büsten verhinderten – und angesichts der Umstandes, daß man sich nicht auf gemeinsame inhaltliche Kriterien zur Auswahl derjenigen, die geehrt werden sollten, einigen konnte, dauerte es bis 1927, bis eine erste Büste im Lichthof enthüllt werden konnte. Sie zeigte den katholischen Publizisten Joseph von Görres (1776-1848), den Ludwig I. 1827 als Professor für Geschichte an die kurz zuvor von Landshut nach München transferierte Ludwig-Maximilians-Universität geholt hatte.

In den folgenden Jahren sollten noch weitere Büsten – u.a. für den Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1928) und den Theologen Johann Michael Sailer (1933) im Lichthof der Universität aufgestellt werden – ein einheitliches Konzept lag dem aber nicht zugrunde. Nach der Wiedereröffnung des Hauptgebäudes der LMU – bei einem Bombenangriff im Jahre 1944 wurde auch der Lichthof teilweise zerstört – und der Wiedereinweihung des Lichthofes 1958 wurde an diesem Ort dann freilich Stück für Stück ein ganz anderes Gedenkkonzept realisiert, nämlich das Gedenken an die Weiße Rose.

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Universitätsbauamt an den Verwaltungsausschuß der LMU, 2.12.1919.

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KW

 

  • 1 Vgl. Süddeutsche Bauzeitung, 16.7.1910.
  • 2 Vgl. das Stück des Monats Juni 2017.
  • 3 Mit „Professor von Hildebrand“ ist mit ziemlicher Sicherheit der Bildhauer Adolf von Hildebrand gemeint, geb. 1847 in Marburg, gest. 1921 in München, von dem u.a. der von 1891 bis 1894 in München errichtete monumentale Wittelsbacherbrunnen stammt. Vgl. Hans-Michael Körner (Hrsg.): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie; Bd. 2, München 2005, S. 858.

Literatur

  • Claudius Stein (Hrsg.): Domus Universitatis. Das Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München 1835 – 1911 – 2011; München 2015.
  • Katharina Weigand: „Kunst am Bau“ oder politisches Programm? Denkmäler im Hauptgebäude der Universität; in: Claudius Stein (Hrsg.): Domus Universitatis. Das Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München 1835 – 1911 – 2011; München 2015, S. 161-194.

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